Volltext: Schärding [5]

1/r. Schärding. Am unteren Stadtplah. Aeußerst rechts das ehem. Haus des Landrichters 
Schärding, das Bild der Entwicklung der kurbayrischen Landgerichtsstadt 
als Kuuststätte 
Es ist das letzte Ziel aller Geschichtswissenschaft, die 
Gesetze zu finden, nach welchen sich alles Geschehen 
entwickelte. Die naturgeschichtlichen Wissenschaften 
sind zweifellos diesem Ziel viel näher gekommen als 
die rein historischen, denn sie haben mit dem un 
berechenbaren, variablen, in seiner Individualität 
stets die Gesetze durchbrechenden Faktor „Mensch" 
nicht zu rechnen. Trotzdem rücken auch die rein 
historischen Wissenschaften, Weltgeschichte, Kunstge 
schichte, Literaturgeschichte, Musikgeschichte und wie 
die historischen Disziplinen alle heißen, dem erstrebten 
Ziele unaufhaltsanr näher, wie uns z. B. Nadlers 
Deutsche Literaturgeschichte besonders sinnfällig bewies. 
Auch der Kunstgeschichte ist es vor allem durch die 
Arbeiten der Wiener Schule, eines Alois Riegl, 
Franz Wikoff, Max Dvorak, gelungen, auö Form 
und Ausdruck des Kunstwerks die Gesetze heraus 
zulesen, nach denen das Geistes- und Gefühlsleben 
der Menschheit sich jeweils entwickelte. Strenge 
stilgeschichtliche Analyse ermöglicht es längst, den 
ungefähren Zeitpunkt und die ungefähre Landschaft 
des Entstehens eines Kunstwerkes zu erkennen, 
natürlich mit unendlich vieler Jrrtumsmöglichkeit. 
Aber es sind mit den derzeitigen Fortschritten der 
Kunstwissenschaft als Erkenntniöquelle des menschlichen 
Geistes- und Gefühlslebens vorerst wohl nur die 
großen Schlagadern bloßgelegt, in denen das Blut 
des menschlichen Kunstlebens pulsiert, die ungezählten 
Pupillar- oder Haargefäße, welche die entferntesten 
Teile dieses Kunstlebens mit dem pulsierenden Blut ver 
sorgen und welche organisch nicht minder wichtig sind 
als die großen Hauptschlagadern, sind dem Sezier- 
messer deö Kunstwissenschaftlers vielfach noch ver 
borgen geblieben. Und gerade die Kenntnis dieser 
Haargefäße, als Abzweigung der großen Lebensadern, 
ist es, welche zur richtigen Erkenntnis der Entwicklung
	        
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