Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

11 
muß und den anderen über die sarajevosche An¬ 
gelegenheit, die zwischen Österreich und Serbien 
verhandelt werden soll. In diesem Falle handele 
es sich nicht um Verschuldungen Serbiens, es liege 
ein — ,Präventiv-Krieg‘ vor, und dies nicht be¬ 
merken — heiße den Wald vor lauter Bäumen 
nicht sehen«. 
»Es ist Zeit, ein Ende zu machen«, schreibt 
der »Petersburgski Kurjer«. Für Rußland sei es 
ein Lebensinteresse, daß die slawischen Staaten, die 
eine Seitendeckung für Rußland auf dem Wege 
nach den Dardanellen gegen den »Drang nach dem 
Osten« bilden, nicht unter fremden Einfluß geraten. 
Ein Krieg gegen Österreich und Deutschland würde 
auch unter der russischen Intelligenz populär sein, 
die in Deutschland die verkörperte Reaktion und 
die Wiege des Militarismus sehe. 
Der »Swjet« verlangt die »unverzügliche Mobil¬ 
machung der russischen Armee«. 
Die »Birshewija Wjedomosti« stellen fest, daß 
Rußlands Antwort auf die »schreiend drohende« 
österreichische Note eine einmütige Unterstützung in 
der ganzen russischen Presse gefunden habe. Das 
Verhalten der russischen Regierung habe gezeigt, daß 
Diplomatie und öffentliche Meinung einen Anschlag 
Österreichs auf das Territorium und die Unabhängig¬ 
keit Serbiens für durchaus unzulässig halten. 
F. Pourtales 
Nr. 289 
Der Botschafter in Petersburg an den Reichskanzler1 
St. Petersburg, den 26. Juli 19141 2 
Die am heutigen Sonntag ausnahmsweise erschienene »Wetschernoje 
Wremja« bringt den in Übersetzung gehorsamst beigefügten Artikel. 
Nach den mir seitens eines befreundeten Kollegen mitgeteilten 
Äußerungen des Herrn Paleologue dürfte es keinem Zweifel unter¬ 
liegen, daß hinter der »hochautoritativen Persönlichkeit« der hiesige 
Französische Botschafter zu suchen ist. 
F. Pourtales 
1 Nach der Ausfertigung. 
2 Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 28. Juli vorm. Bericht lag mit 
der Anlage (Nr. 290) dem Kaiser vor, der durch Randverfügung Mitteilung 
an den Botschafter in Paris anordnete, die indessen unterblieben ist; 
vom Kaiser am 30. Juli ins Amt zurückgelangt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.