Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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es mit zurückzuführen, wenn fast täglich Schüler aus den Gymnasien 
und Studenten von der Universität verschwanden, um als Freischärler 
in Makedonien aufzutauchen, oder wenn junge Offiziere aus der 
Armee austraten und, mit falschen Pässen versehen, nach Altserbien 
gingen. Prägt man, was aus diesen Komitadjis jetzt, nach be¬ 
endetem Kiieg und erobertem Mazedonien geworden ist, so ist die 
Antwort: ein Teil ist vom Staat bei den verschiedensten Betrieben 
(Eisenbahn, Post, Monopol, Zoll, Polizeiverwaltung) untergebracht, 
wo sie meistens kleine Sinekuren inne haben; ein anderer Teil 
strolcht arbeitsscheu, und wahrscheinlich von der Narodna Odbrana 
unterstützt, umher, auf eine Gelegenheit lauernd, wieder seine wilden 
Instinkte \u betätigen. Es hat nicht an warnenden Stimmen gefehlt, 
die auf die Gefahr hinwiesen, jene Komitadjis möchten sich, nun¬ 
mehr ihre Arbeit in der Türkei beendet war, Bosnien und Südungarn 
zum Feld neuer Tätigkeit aussuchen. 
Was die Mittel betrifft, mit welchen die Narodna Odbrana ihre 
mannigfachen Ziele bestreitet, so appelliert sie in erster Reihe an 
freiwillige Massenbeiträge des Publikums. Sie geht dabei von der 
gewiß richtigen Ansicht aus, daß kleine Beiträge, die in Massen 
geleistet werden, ein ungleich ergiebigeres Erträgnis liefern, als ver¬ 
einzelte größere Spenden. Es werden daher bei gewissen Gelegen¬ 
heiten und namentlich an dem auf den 15. Juni a. St. fallenden 
St. Veitstage (Widowdan), der der Erinnerung an den Untergang 
des mittelalterlichen GroBserbkms in der Schlacht auf dem Amsel¬ 
feld gewidmet ist, öffentliche Sammlungen in ganz Serbien veran¬ 
staltet, die regelmäßig höchst respektable Summen einbringen. So¬ 
dann ist es Brauch geworden, bei letztwilligen Verfügungen die 
Narodna Odbrana mit Legaten zu bedenken, ebenso, zum Gedächtnis 
an verstorbene Familienangehörige der Narodna Odbrana Beiträge 
zu überweisen. Doch hat es mit diesen freiwilligen Beiträgen keines¬ 
wegs sein Bewenden. Oft genug entsendet die Narodna Odbrana 
ihre Vertrauensmänner zu reichen Kaufleuterz, Banken usw., auch 
solchen, die, ohne Serben \u sein, mit Serbien in dauernder Geschäfts¬ 
verbindung stehen, oder, wie man hier zu sagen pflegt, an Serbien 
»verdienen« und fordert Beiträge. So wurde mir erst ' kürzlich ein 
Fall erzählt, wonach ein solcher Vertrauensmann bei der hiesigen 
Filiale der Banque franco-serbe einen Beitrag verlangte und als ihm 
bemerkt wurde, daß die Bank ohne Genehmigung der Pariser Zentrale 
nicht über 100 Fr. beisteuern könne, ausfälligN und drohend wurde. 
Der Staat selbst, wenn er gleich, um Verantwortlichkeiten zu ver¬ 
meiden, darauf halten muß, daß die Narodna Odbrana ihren 
privaten Charakter bewahre, beschränkt sich indes keineswegs auf 
die Rolle eines passiven Zuschauers. Unter harmlosen Titeln sind 
in das Staatsbudget gewisse Positionen auf genommen, die der Narodna 
Odbrana zugute kommen. Bezüglich der Anschaffung von Flinten 
für Schüler, von Revolvern für Freischärler ist es notorisch, daß 
der Staat sie geliefert hat. Charakteristisch ist, daß als Zentral- 
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