Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

S. M. der Kaiser und König sei, wie dem König Carol bekannt, stets 
in Wien für eine Verständigung mit Serbien eingetreten. Trotzdem 
hätten sich die serbisch-österreichisch-ungarischen Beziehungen an¬ 
dauernd verschlechtert. Angesichts des Attentats in Sarajevo, das 
sich offenbar als wohlorganisiertes Komplott und Folge der seitens 
der Regierung in Belgrad geförderten Politik der Vereinigung aller 
Südslawen unter serbischer Flagge darstellt, verstehe S. M. der Kaiser 
und König, daß Kaiser Franz Joseph eine Verständigung mit Serbien für 
immöglich halte und die gegen sein Haus und sein Reich von Serbien 
drohenden Gefahren durch Heranziehung Bulgariens zu paralysieren 
suche. S. M. habe Sich daher damit einverstanden erklärt, daß 
Kaiser Franz Joseph den Annäherungsversuchen Bulgariens an den 
Dreibund Entgegenkommen erweisen lasse. 
S. M. der Kaiser und König bäten König Carol als treuen Ver¬ 
wandten, Freund und Bundesgenossen, zu erwägen, ob Er angesichts des 
Ernstes der Situation nicht von Serbien abrücken und auch der 
gegen den Bestand der Donaumonarchie gerichteten Agitation in 
Rumänien entgegentreten könnte. S. M. der Kaiser und König legten 
selbstverständlich den allergrößten Wert auf die Erhaltung der herz¬ 
lichen und vertrauensvollen Bundesbeziehungen zu Rumänien und 
würden, falls S. M. der König es wünscht, darauf bestehen, daß 
ein eventuelles Abkommen Bulgariens mit dem Dreibund nicht nur 
— was selbstverständlich sei — mit den vertragsmäßigen Ver¬ 
pflichtungen gegenüber Rumänien in Einklang stehe, sondern auch 
ausdrücklich die territoriale Integrität Rumäniens garantiere. 
Über die Ausführung dieser Instruktion bitte ich kurz telegra¬ 
phisch und eingehend schriftlich zu berichten4. 
Bethmann Hollweg 
Siehe Nr. 28 und 41. 
Nr. 17 
Der Unterstaatssekretär des Auswärtigen an den Gesandten 
in Sofia1 
Telegramm 23 
Geheim! 
Berlin, den 6. Juli 1914* 
Österreich-Ungarn beabsichtigt, den Annäherungsversuchen der 
dortigen Regierung entgegenzukommen und Bulgarien tunlichst dem 
Dreibund anzuschließen 3. Wir haben uns hiermit einverstanden er-
	        
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