Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

tat von Sarajevo anscheinend ein weitverzweigtes Komplott zu¬ 
grunde liegt, und daß Attentate bekanntermaßen eine suggestive 
Wirkung auf verbrecherische Elemente ausüben. Aus diesen Er¬ 
wägungen habe ich die Verantwortung für eine nicht zwingende 
Exposition Sr. M. in fremdem Lande nicht übernehmen können. 
Der Öffentlichkeit gegenüber wird die Aufgabe der Reise mit 
körperlicher Indisposition Sr. M. motiviert werden. S. M. wünschen 
indes, daß S. M. dem Kaiser Franz Joseph persönlich die wahre Ur¬ 
sache mitgeteilt werde. S. M. haben deshalb die nachstehende In¬ 
struktion für Ew. pp. Allerhöchst selbst niedergeschrieben: 
»An H. v. Tschirschky für S. M. Kaiser Franz Joseph 
S. M. sind durch S. Exz. den Reichskanzler informiert worden, 
daß aus Sarajevo durch Vertrauensleute des deutschen Konsuls 
Sr. Exz. eine Warnung zugegangen sei, die von einer Reise nach 
Wien seitens des deutschen Kaisers abraten. S. Exz. der Reichs¬ 
kanzler haben daraufhin Sr. M. als sein verantwortlicher Ratgeber 
bestimmt erklärt, die Verantwortung nicht übernehmen zu können, 
und S. M. gebeten, die Reise zu unterlassen. S. M. haben sich den 
Gründen nicht verschließen können und schweren Herzens in tiefem 
Schmerz sich zur Aufgabe derselben entschlossen. S. M. haben den 
k. Botschafter beauftragt, persönliche Meldung sofort an Kaiser Franz 
Joseph zu machen und auszusprechen, wie schwer der Entschluß ihm 
geworden sei. Einerseits, weil er als Mangel an persönlichem Mut 
ausgelegt werden könnte, andererseits, weil S. M. dadurch verhin¬ 
dert werde, dem Kaiser tröstend und leidmittragend zur Seite zu 
stehen, sowie auch dem ganzen österreichischen Volke am Tage der 
Trauer nahe sein zu können. Schluß.« 
Ew. pp. ersuche ich ergebenst, diesen Allerhöchsten Auftrag 
schleunigst in geeigneter Form zur Ausführung zu bringen. 
Bethmann Hollweg 
Nr. 7 
Der Botschafter in Wien an den Reichskanzler1 
Wien, den 30. Juni 19141 2 
Graf Berchtold sagte mir heute, alles 
deute darauf hin, daß die Fäden der Ver¬ 
schwörung, der der Erzherzog zum Opfer ge¬ 
fallen sei, in Belgrad zusammenliefen. Die 
Sache sei so wohl durchdacht worden, daß 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 2. Juli nachm. Entzifferung lag 
dem Kaiser vor, von ihm am 4. Juli zurückgegeben.
	        
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