Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

jeden Fall bin ich der Überzeugung, daß, falls es jetzt doch noch 
zum Kriege käme, wir mit den englischen Sympathien und der 
britischen Unterstützung nicht mehr zu rechnen hätten, da man in 
dem Vorgehen Österreichs alle Zeichen üblen Willens erblicken 
würde. Auch ist hier alle Welt davon überzeugt, und ich höre es 
auch aus dem Munde meiner Kollegen, daß der Schlüssel der Lage 
in Berlin liegt und, falls man dort den Frieden ernstlich will, Öster¬ 
reich davon abzuhalten sein wird, eine, wie Sir E. Grey sich aus¬ 
drückt, tollkühne Politik zu treiben6. T • i , 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in London i31 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 437 
nachm. Eingangsvermerk: 27. Juli nachm. Betr. Mitteilung von 
Lichnowskys Telegramm an den Kaiser und den Botschafter in Wien 
siehe Nr. 283 und 277. 
3 Abgedruckt im österreichisch-ungarischen Rotbuch I Nr. 25. Französischen 
Text siehe auch Nr. 271. 
4 In der dem Kaiser vorgelegten Abschrift am Rand Fragezeichen des Kaisers. 
5 Siehe Nr. 199 und 218. 
6 Siehe Nr. 265, 277 und 278. 
Nr. 259 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 114 Wien, den 27. Juli 19142 3 
Bulgarien hat hier wissen lassen, daß es nichts unternehmen 
würde, ohne sich vorher mit Österreich-Ungarn \u verständigen. 
Von hier aus ist Bulgarien energisch bedeutet worden, sich strikt 
neutral zu halten, keine Aktion gegen Rumänien und auch in Ma¬ 
zedonien zu unternehmen. Rumänische Nachricht, der zufolge Bul¬ 
garien an rumänischer Grenze Truppen zusammenzieht, hält man 
hier für falsch, sie stammt augenscheinlich von dem rumänischen 
Vertreter in Sofia, Derussi, der bekanntlich ein schlechtes Element 
sei. Man werde weiter Bulgarien 4 soviel als irgend- 
möglich Ruhe halten, um Rumänien nicht zu reizen. 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Wien 40 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 533 nachm.; 
Eingangsvermerk: 27. Juli nachm. Entzifferung am 28. Juli an den Kaiser 
gesandt, der durch Randverfügung Mitteilung nach Bukarest und Sofia 
anordnete, vom Kaiser noch am 28. Juli ins Amt zurückgelangt. Am 28. Juli 
wurde Tschirsehkys Telegramm von Jagow den Vertretern in Sofia, 
Bukarest und Konstantinopel »zur vertraulichen Information« tele¬ 
graphisch mitgeteilt. Telegramme io20 vorm, zum Haupttelegraphenamt. 
3 Siehe Nr. 210 und 228. 
4 Chiffrierbüro hat hier vermerkt: »Gruppe fehlt« Nach den Akten der 
deutschen Botschaft in Wien fehlt jedoch nichts, indes ist anstatt »Ruhe« 
»ruhig« zu lesen.
	        
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