Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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päischen Interessen gegeben und sinnt nur auf Frieden 
mit Ehren, den das Land notwendig braucht. Was wir 
erworben, wollen wir wahren und entwickeln. Wir wollen 
keinen Krieg und haben es in der letzten schweren Krise 
bewiesen trotz der furchtbaren Mißhandlungen von Hundert¬ 
tausenden unserer Konnationalen in Kleinasien. Wir wollen 
nichts von der Türkei. Die Türkei fühlt sich im Gegen¬ 
satz zu uns wegen der Inselfrage. Wir waren fast zu 
einer Verständigung gekommen, als beinahe alles verdorben 
wurde durch ihre Kniffe. Veniselos soll sich dieser Tage 
in Brüssel mit dem Großwesir treffen, um über den Vor¬ 
schlag zu verhandeln, den ich vor einigen Tagen Ew. M. 
telegraphierte und den Ew. M. durch meine persönlichen 
Mitteilungen an den Grafen von Quadt kennen. Wir 
können aber nicht mehr als das konzedieren. Die Bitte 
um Unterstützung in dieser Sache wiederhole ich noch¬ 
mals an Ew. M. Wenn diese Frage gelöst ist, wird uns 
nichts mehr von der Türkei trennen, wenn letztere es 
ehrlich meint. Serbien hatten wir Ratschläge erteilt, seine 
Handlungsweise zu mildern. 
Ich kann nicht einsehen, wie die Türkei Österreich 
helfen kann, ohne sich mit Bulgarien zu verbinden. Wenn 
aber Bulgarien sich einmischt, dann entsteht ein Machtzu¬ 
wachs eines anderen Slawenstaats auf dem Balkan, der der 
Türkei und den nichtslawischen Staaten besonders gefähr¬ 
lich ist, was den Bukarester Frieden und das Gleichge¬ 
wicht auf dem Balkan Umstürzen würde. Dies wäre unseren 
Interessen sehr gefährlich, ich denke', es würde auch den 
deutschen Interessen im Orient widersprechen, und in diesem 
Falle würde ich nicht auf Seite Österreichs gegen die 
Slawen stehen, wie es im Telegramm Ew. M. steht. 
Zum Schluß bitte ich Ew. M., an meine vollste Loyali¬ 
tät zu glauben als Herrscher, als Kollege und als Mensch, 
und daß ich immer reinen Wein eingeschenkt habe und 
so fortfahren werde. Die anderen müssen mich aber ebenso 
aufrichtig behandeln wie ich sie, namentlich die Türkei. 
Constantin« 3 
Basse witz 
3 Siehe Nr. 466.
	        
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