Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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auch bei allen seinen Ausfahrten von 
einer Schwadron Kosaken eskortiert, die 
zu diesem Zwecke ihre scharlachrote 
Uniform, die sonst im Sommer selbst bei 
Paraden nicht angelegt wird, trugen. 
Abgesehen von diesen äußerlichen 
Ehrenbezeugungen, läßt sich nicht sagen, 
daß die dem französischem Gaste hier 
zuteil gewordene Aufnahme eine besonders 
warme gewesen ist. Wer lediglich die 
hiesigen nationalistischen Blätter und 
die überschwenglichen Festberichte der 
sehr zahlreich liier erschienenen franzö¬ 
sischen Journalisten liest, wird ein sehr 
falsches Bild von derStimmung gewinnen, 
die während der Tage des Präsidenten¬ 
besuches hier geherrscht hat. Jeder un¬ 
parteiische Beobachter muß die auffallende 
Gleichgültigkeit, welche die große * Masse 
des Publikums dem Besuche gegenüber 
zeigte, konstatiert haben. Selbst an dem 
Tage, an welchem Herr Poincare der Resi¬ 
denz selbst seinen Besuch abstattete, und 
trotz des bei diesem Besuch aufgebotenen 
großen Apparates war von einer besonders 
regenTeilnahme des Publikums geschweige 
denn von irgend welcher Begeisterung 
nichts zu merken. Bei der Ankunft des 
Präsidenten und seiner Fahrt die Newa- 
Quais entlang bis zum Winter-Palais 
hatte sich trotz des schönen Wetters 
verhältnismäßig wenig Publikum einge¬ 
funden, das Herrn Poincare nicht nur 
keine Ovationen bereitete, sondern über¬ 
haupt kaum grüßte. Die auf polizeiliche 
Anordnung dekorierten, aber keineswegs 
besonders reich beflaggten Straßen, durch 
welche der Präsident mit seiner Eskorte 
und einem zahlreichen Gefolge am Nach¬ 
mittag eine Rundfahrt machte, waren 
durchaus nicht besonders belebt,undnuran 
den Straßenecken erwarteten einige Schau¬ 
lustige die Vorbeifahrt des Cortege3. 
Am meisten Leben zeigte sich noch 
am Newski-Prospekt, als der Präsident 
3 Hinter »Cortege« Ausrufungszeichen des Kaisers.
	        
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