Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

damit rechnen, daß zu dieser Zeit die telegraphische Verbindung 
zwischen Österreich-Ungarn und Serbien unterbrochen sein 
könnte; auch eine Beförderung durch die Post sei unsicher, und 
der richtige Empfang der Kriegserklärung könnte serbischerseits 
bestritten werden. Desgleichen würde sich die Übergabe der 
Kriegserklärung in Belgrad durch einen besonders zu entsendenden 
Beamten kaum ermöglichen lassen, da die Serben einen solchen 
kaum über die Grenze lassen würden und die Sendung eines »Par¬ 
lamentärs« vor der eigentlichen Kriegserklärung völkerrechtlich 
nicht statthaft ist. 
Die k. u. k. Regierung fragt deshalb bei Ew. Exz. an, ob die 
k. Regierung es eventuell übernehmen würde, die von Graf Berch- 
told unterfertigte Kriegserklärung von Berlin aus durch den deut¬ 
schen Gesandten der serbischen Regierung zu übermitteln. Sollte 
die k. Regierung jedoch Bedenken tragen, diese Übermittelung zu 
übernehmen, so müßte irgendein anderer sicherer Weg ausfindig ge¬ 
macht werden3. 
von Tschirschky 
Der Gesandte in Belgrad an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 30 Belgrad, den 24. Juli 1914" 
Der österreichische Gesandte hat gestern abend 6 Uhr dem 
Finanzminister Patschu, der den auf Wahlreisen abwesenden 
Ministerpräsidenten Paschitsch vertritt, die Note wegen des Atten¬ 
tats in Sarajevo übergeben. Sie ist mit 48 Stunden befristet. Der 
Finanzminister nahm die Note, ohne sie zu lesen, entgegen und 
versprach, den Ministerrat heute zusammenzuberufen. Die heutige 
Morgenpresse bezeichnet die Note als sehr scharf und rät der Re¬ 
gierung zu ablehnender Haltung. 
Griesinger 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Belgrad 120 mittags, angekommen im Auswärtigen Amt 
i35 nachm. Eingangsvermerk: 24. Juli nachm. Am 24. Juli von Jagow 
telegraphisch dem Kaiser mitgeteilt, unter Fortlassung der Worte »wegen 
Sarajevo« und »Sie ist befristet«; Telegramm aufge¬ 
geben in Berlin 720 nachm., angekommen im Hoflager 10* nachm. Ent¬ 
zifferung lag noch am gleichen Tage dem Kaiser vor.
	        
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