Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

Telegramm 15 
Geheim! 
Nach dem Konzept von Jagows Hand, 
nachm, zum Haupttelegraphenamt. 
Das gleichfalls bei den Akten befindliche Reinkonzept schreibt irrig »soll« 
anstatt des ursprünglich von Jagow niedergeschriebenen »will«. 
Gelegenheit zum Angriff auf Serbien kaum vorübergehen lassen. 
Wie weit Türkei dann ruhig bleiben würde, ist fraglich. Unser 
Standpunkt muß notwendig auf seiten des verbündeten Österreichs 
sein. Rechtzeitiges Abrücken Griechenlands von Serbien ratsam, 
damit Griechenland nicht in Konflikt hineinbezogen wird. Unter 
genannten Umständen scheint Abschluß eines griechisch-türkischen 
Bündnisses zur Zeit sehr zweifelhaft. Arrangement auf 
anderer Basis, eventuell Vereinbarung über Neutralität daher zu¬ 
nächst empfehlenswert3. 
Jagow 
Nr. 123 
Der Staatssekretär des Auswärtigen an den Gesandten 
in Stockholm1 
Berlin, den 23. Juli 19142 
Zur Regelung Ihrer Sprache. Allem Anschein nach soll8 
Österreich-Ungarn, welches sich durch die großserbische Agitation 
in seiner Existenz bedroht fühlt, sehr ernste Forderungen in Belgrad 
stellen. Dieselben sind uns nicht bekannt, wir betrachten sie als 
interne Angelegenheit Österreich-Ungarns, auf welche uns Einwir- 
wirkung auch nicht zustehen würde. Falls Serbien Annahme der 
Forderungen verweigert, dürfte ein austro-serbischer Konflikt be¬ 
vorstehen. Wir wünschen dringend, daß derselbe lokalisiert bleibt. 
Dies wird in erster Linie von Rußland abhängen. Ein Eingreifen 
Rußlands, d. h. ein Angriff desselben auf Österreich würde, wie 
bekannt, für uns Casus foederis bedeuten. Sollte es trotz unserer 
auf Ix)kalisierung gerichteten Bemühungen zur allgemeinen Kon- 
flagration kommen, hoffen wir, daß sich Schweden darüber klar 
wird, welche ernste Stunde auch für sein Schicksal geschlagen hat. 
Jagow
	        
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