Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

r39 
Narr selber Herr 
Sa^onoffü! 
ja 
richtig 
ja 
gut 
Früher hätten kriegslustige Elemente, bei denen 
besonders auch klerikale Intrigen eine große Rolle 
spielten, ihre Hoffnungen auf den verstorbenen 
Erzherzog Franz Ferdinand gesetzt. Der Tod des 
Erzherzogs habe sie keineswegs entmutigt, sie seien 
vielmehr diejenigen, welche die gefährliche Politik, 
die Österreich-Ungarn gegenwärtig treibe, inspi¬ 
rierten3. Die eigentlichen Leiter dieser Politik 
seien besonders zwei Männer, deren zunehmender 
Einfluß im höchsten Maße bedenklich erscheine, 
nämlich Graf Forgäch, der »ein Intrigant der 
schlimmsten Sorte« und Graf Tisza, der nein halber 
Narr« sei. 
Ich entgegnete Herrn Sasonow, seine maßlosen, 
gegen die österreichisch-ungarische Politik gerichteten 
Vorwürfe schienen mir durch seine allzu großen 
Sympathien für die Serben stark beeinflußt und in 
keiner Weise gerechtfertigt. Man könne billiger¬ 
weise nicht umhin, die von dem Wiener Kabinett 
seit dem Attentat in Sarajevo beobachtete ma߬ 
volle Zurückhaltung anzuerkennen. Es scheine mir 
überhaupt verfrüht, schon jetzt, bevor das Ergebnis 
der Untersuchung über das Attentat vorliege, dar¬ 
über zu urteilen, inwieweit Österreich-Ungarn be¬ 
rechtigt sei, die serbische Regierung für die gro߬ 
serbische Agitation verantwortlich zu machen. Nach 
allem aber, was schon jetzt bekannt sei, könne 
man kaum daran zweifeln, daß die großserbische 
Agitation von Serbien aus unter den Augen der 
serbischen Regierung geschürt werde, und daß 
auch das schändliche Attentat in Serbien vorbereitet 
worden sei. Ein großer Staat könne aber auf die 
Dauer unmöglich an seinen Grenzen eine Propa¬ 
ganda dulden, durch die seine Sicherheit direkt be¬ 
droht werde. Sollten daher, wie es allerdings den 
Anschein habe, durch den Prozeß gegen die Ur¬ 
heber des Attentates wirklich Fäden aufgedeckt 
werden, welche von Serbien ausgingen, und sollte 
bewiesen werden, daß die serbische Regierung 
gegenüber den gegen Österreich gerichteten Machen¬ 
schaften eine bedauerliche Konnivenz gezeigt habe, 
so sei die österreichisch-ungarische Regierung zweifel¬ 
los berechtigt, in Belgrad eine ernste Sprache zu führen. 
Ich könnte mir nicht denken, daß in diesem Falle 
solche Vorstellungen des Wiener Kabinetts bei der 
3 Am Rand Ausrufungszeichen des Kaisers.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.