Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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S. M. sprach sich bezüglich Serbiens dahin aus, 
daß man vor allem den gewissenlosen Preß Reibereien 
1 entgegentreten müsse; diese trügen die Hauptschuld 
an allem Unheil und hielten die Gemüter in steter 
Erregung. 
Auch in Österreich müsse auf die Presse gewirkt 
werden, damit diese nicht allzu sehr gegen Serbien 
hetze. Sasonow habe Ihm gesagt, Rußland denke 
nicht daran, einen Krieg zu führen, weil es in diesem 
Falle viel zu sehr innere Unruhen befürchten müsse, 
aber einen Angriff Österreichs auf Serbien könne es 
nicht dulden. Bei einem solchen, fuhr der König 
weiter, habe Rumänien keine Verpflichtungen. 
Über Bulgarien bemerkte der König, im Laufe 
des Gesprächs habe sich Sasonow Ihm gegenüber 
derart despektierlich ausgesprochen, da & Er förmlich 
als Verteidiger auf ge treten sei. Der König erörterte 
auch die Frage bezüglich der Stellung Griechenlands 
im Falle eines Bündnisses mit Bulgarien und meinte, 
eine Verständigung zwischen diesen beiden Staaten 
könne nur erfolgen, wenn Griechenland Kavalla 
wieder zurück gäbe. 
Die politische Lage hält der König auch beson¬ 
ders mit Rücksicht auf Albanien für sehr bedenklich. 
Mit Recht Er zeigt sich sehr unzufrieden über die Haltung 
Italiens daselbst. Insbesondere bezeichnete Er es als 
unglaublich, daß man einen Gesandten wie Aliotti 
dahin geschickt habe. Dieser hätte seinerzeit London 
wegen F'alschspielens eiligst verlassen müssen. Aliotti 
habe dem Fürsten seinerzeit geradezu gedroht, die 
Truppen zurückziehen zu lassen, wenn der Fürst 
sich nicht auf ein Schiff begebe. 
Um auf die Stimmung in Serbien gegen Öster¬ 
reich möglichst wirksamen Einfluß nehmen zu können, 
hält S. M. für unbedingt notwendig, daß Schritte 
von Berlin aus in PetersburgQ in diesem Sinne 
gemacht werden. 
Dort müsse man zu verstehen geben, daß es 
doch! sich jetzt nicht mehr lediglich um Rassenstreitig¬ 
keiten, sondern um sehr wichtige dynastische In¬ 
teressen handele. Was gestern in Sarajevo geschehen 
sei, könne sich morgen ebenso gut in Petersburg 
„ ereignen. Man möge daher von Petersburg aus 
ernste Schritte in Belgrad unternehmen. Er, der 
“ Am Rand Fragezeichen des Kaisers. 
Aktenstücke I. 
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