Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

bildung ein und hatte im Dienste dieser Idee manchen 
harten Kampf zu bestehen. Ich erinnere mich noch der 
Tatsache, daß mein Vater als erster zu einer Übung 
der Potsdamer Garnison schwere Artillerie der Festung 
Spandau bespannen und zum Erstaunen der hohen 
Generalität mitwirken ließ. In der Fortentwicklung 
dieses Gedankens hat er auch später in seiner Regie- 
rungszeik lebhaften Anteil an der Schaffung unserer 
schweren Artillerie genommen. Ebenso ist die Ent 
wicklung der technischen Truppen vielfach auf die per 
sönliche Initiative des Kaisers zurückzuführen. Für die 
Pstege eines vaterländischen, opferwilligen Geistes im 
Heere hat der Kaiser sich immer wieder mit seiner 
ganzen Persönlichkeit eingesetzt, und wo er konnte, ist 
er für die Aufrechterhaltung von Tradition und in 
nerem Zusammenhang bei den einzelnen Truppenteilen 
eingetreten. 
Die Schaffung der Kriegsmarine erkenne ich als das 
ureigenste Verdienst meines Vaters, mit ihr hat er den 
großen Schritt in die Welt hinaus getan, der für 
Deutschland notwendig war, da es sich von der Kon 
tinentalmacht zur Weltmacht entwickeln wollte. Aber 
nicht nur der als Schutzwaffe zur See gedachten Kriegs- 
stotte, auch dem Ausbau unserer Handelsstotte hat feine 
dauernde werktätige Anteilnahme gegolten. 
Auf dem Gebiete der Arbeiterfchutzgesetzgebung ist er 
führend vorangegangen» und es liegt eine große Tragik 
in dem Gedanken, daß gerade die Partei, für die der 
Kaiser die ersten großen Konflikte seiner Regierungszeit 
durchfochl, indem er das Sozialistengesetz fallen ließ, am 
Ende seinen Sturz herbeigeführt hat. — 
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