Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

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bei erkennen gelernt, daß jede äußerste Anstrengung 
dem Kampfe und dem Siege gelten, daß das Unterliegen 
Vernichtung bedeuten mußte. 
Der auf einem Denkfehler ruhende Mangel an Auf 
richtigkeit und Wahrhaftigkeit der Heimat gegenüber, 
der manchen Herrn der hierfür verantwortlichen Stellen 
in Fleisch und Blut übergegangen war, hat sich schwer 
gerächt. Mcht mit dem einschläfernden Opiate ewiger 
Beruhigungen, daß alles zum besten stehe, spannt man 
die Leistungen des Einzelnen wie eines ganzen Volkes 
zu ihrer letzten Höhe an. Stärker wirkt der ehrliche 
Hinweis darauf, daß Ungeheures in einem Kampf um 
Leben oder Sterben zu vollbringen ist, daß dieser Kampf 
stch härter als irgend einer gestaltet, den ein Volk je 
durchrungen hat — daß bei dem Auf und Meder feiner 
Phasen kein Nerv nachlassen, keine Seele lässig werden 
darf, soll nicht alles verloren gehen. Den klaren Blick 
in die Folgen einer etwaigen Mederlage hätte man 
der Heimat nicht vorenthalten, die ganze Furchtbarkeit 
des Ringens an den Fronten hätte man ihr nicht durch 
eine falsche Geheimnistuerei im Fall von Mißerfolgen 
verfchminken dürfen. 
Ich rede da gewiß keiner trübseligen Flaumacherei 
das Wort — aber einer Auffassung, nach der dem 
deutschen Volke von Anfang an die Ehre gegeben wer 
den mußte, es für mündig und reif genug zu nehmen, 
daß es die ganze harte Wahrheit sehe und fein Herz 
an ihrem Anblicke stähle! 
Was ich meinen Truppen hundert und hundert Mal 
zugerufen habe: „Kameraden, es steht hart und bitter 
schwer. Es geht um Leben oder Sterben für euch und
	        
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