Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

216 
im Osten sinden, wo auf eine Eingliederung Polens 
zuzüglich Galiziens zum Reiche hingewirkt werden sollte. 
Österreich seinerseits wollte nicht nur Galizien preisgeben, 
sondern auch das Trentino an Italien überlassen. Ich 
konnte mich angesichts der mir nur allzuwohl bekannten 
Schwierigkeiten unserer Lage seinen Ausführungen 
durchaus nicht verschließen, wies ihn aber daraufhin, 
daß die Vertretung eines Schrittes, wie er ihn vor 
schlage, in der deutschen Heimat aus völliges Unver 
ständnis stoßen müßte. Die Heimat sah uns siegreich 
tief in Feindesland stehen, glaubte zum überwiegenden 
Teile noch an den guten Stand der Dinge — und 
konnte daher für den Gedanken, altes Reichsland hin 
zugeben, bloß um zu einem Frieden zu gelangen, nur 
Abwehr haben. Trotz der Erkenntnis dieser Schwierig 
keit und trotz meiner absoluten Skepsis gegenüber der 
polnischen Kompensationsidee habe ich mich in der Ab 
wägung des großen Opfers, das der Czerninfche Plan 
von uns forderte, gegen das unabsehbare Unheil, in das 
wir bei einer unbegrenzten Fortsetzung des Krieges nach 
meiner Überzeugung gleiten mußten, dem Grafen gegen 
über bereit erklärt, im Sinne meiner eigenen Auffassung 
und seiner Anregung namentlich bei der Heeresleitung 
nach Kräften zu wirken. — Die Schritte, die Graf 
Czernin darauf selbst unternahm, brachten ihm keinen 
Erfolg. Der Reichsleitung erschien das uns zugemutete 
Opfer zu groß, Bethmann Hollweg schien — wenn ich 
die Situation recht erkannte — namentlich vor dem 
Probleme: „Wie bringe ich dem Reichstage, der Heimat 
die Wahrheit bei?" zurückzuschrecken. Noch weniger 
Gehör fand der Gras bei der O.H.L., die es, wie Gene
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.