Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

den Hintergrund gedrängt worden durch die zu große 
Zentralisation in Berlin. Man übersah, daß gerade 
der Stolz auf die eigene engere Stammesart den besten 
Kitt für das Reich bildete. 
Von hervorragenden Persönlichkeiten, die aus ver 
bündeten oder befreundeten Staaten als Besucher zu 
mir kamen, seien erwähnt Enver Pascha, der Kronprinz 
Boris von Bulgarien, Graf Tisza, Kaiser Karl und 
Sven Hedin. 
Graf Ottokar Czernin war zweimal bei mir, und wir 
hatten ausführliche politische Gespräche. Ich gewann 
hierbei den Eindruck, einen vornehmen und klugen 
Staatsmann vor mir zu haben, der die tatsächlich vor 
handenen Verhältnisse klar überblickte und mit ihnen 
rechnen wollte. Er war, als ich mich im Sommer 1917 
in Charleville mit ihm eingehend über die schon recht 
drückend gewordene Lage besprach, der Ansicht, daß die 
Doppelmonarchie bereits am Ende der Kräfte angelangt 
fei, daß sie sich nur durch stimulierende Mittel noch 
weiter im Kampfe ausrecht erhalte und daß auch für 
uns die Gipfellinie unserer militärischen Leistungsfähig 
keit überschritten sei. So sah er einen kommenden Zu 
sammenbruch vor Augen und wollte diesen rechtzeitig 
durch größere greifbare Konzessionen an unsere Gegner 
verhindern. Ein Verständigungssrieden aus Grund von 
Hingaben und Opfern von seiten der Zentralmächte 
war sein Ziel, und aus seinen Worten schien eine ge 
wisse Überzeugtheit davon zu klingen, daß dieses Ziel, 
wenn die Voraussetzungen gesichert wären, erreicht 
werden könne. Wir sollten größere Teile der Reichs 
lande an Frankreich abtreten und Kompensationen dafür
	        
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