Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

am Chemin des Dames. Ich fahre zu einem Regiment, 
das soeben aus den Kämpfen kommt und auf dem 
Boverücken einige Tage ausruhen foll. Die Leute haben 
sich in Granattrichtern und in alten französifchen Unter 
ständen notdürftig eingerichtet. Mit vielen spreche ich; 
die Männer sind sehr abgespannt. — Da sitzt in einem 
Granattrichter eine Korporalschast und spielt Skat. Ich 
setze mich dazu und stifte drei Mark in die Kasse. Und 
nun geht's los. Alles waschechte Berliner Iungens — 
die meisten kennen mich von zu Haufe. Sie fchimpfen zu 
nächst, daß der Krieg fo lange dauert, aber behaupten 
trotzdem: „wir Wern det Kind fchon schaukeln." Ich muß 
fort zu anderen Truppen. Da steht so ein alter Knabe 
auf, fünfundvierzig ist er wohl, und hält mir feine rauhe 
Hand hin, sagt: „Sie sind unser oller Willem, und det 
Se uns hier besucht haben, vergessen wir Ihnen nich; 
wenn wir wieder injesetzt werden, dann denken wir an 
Ihnen, und Sie sollen mit uns zufrieden sin." Und dann 
ertönt ein donnerndes Hurra über den blutgetränkten 
Chemin des Dames. — 
So also war es mit dem Lachen. 
Ja — und da ich schon dabei bin, so soll noch ein 
Bekenntnis her: Ich kann's auch heute noch! 
Allen Schicksalsschlägen und Widrigkeiten und aller 
Enge und Einsamkeit zum Trotz: Auch jetzt noch spüre 
ich es manchmal froh und unbefangen aus mir quellen 
— und danke meinem Gott dafür, daß er mir das ge 
lassen hat! 
Gestern erst, als ich in Den Oever drüben mit den 
Fischerkindern spielte — und letzthin, als ich mir da mit 
dem Schmiedegesellen eins erzählte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.