Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

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Verdun am anderen Gesichtspunkten werten mußte als 
der Oberbefehlshaber des A.O.K. 5, ist ohne weiteres 
zuzugeben. Trotzdem glaube ich, daß meine Anregungen, 
auch von diesem höheren Standpunkte aus betrachtet, 
damals schon das Richtige trafen. 
Als sich die Lage später so verschärfte, daß ich die 
Fortfetzung des Angriffes im Hinblick auf die Nutzlosig 
keit der Opfer nicht mehr verantworten zu können glaubte, 
bin ich in perfönlichem Vortrage bei Seiner Majestät 
dem Kaifer und auch fchriftlich bei der O.H.L. vorstellig 
geworden, worauf der Kaifer meiner Ansicht beigetreten 
ist und die von mir gewünfchte Einstellung des Angriffes 
genehmigt hat. Sie ist, nachdem General Falkenhayn 
am 29. August als Chef des Generalstabes des Feldheeres 
und von der Leitung der Operationen zurückgetreten war, 
von Generalfeldmarfchall von Hindenburg am 2. Sep 
tember 1916 zugleich mit der Anweisung, die erreichte 
Linie als Dauerstellung auszubauen, befohlen worden. 
So traurig das Endergebnis gewefen ist, fo foll man 
doch andererfeits nicht vergeffen, daß, wenn auch uns 
der Angriff auf Verdun fchwerste Verluste gekostet hat, 
die Franzofen in noch viel höherem Maße unter diefen 
Kämpfen gelitten haben. Etwa fünfundsiebzig französifche 
Divisionen sind in dem Höllenkeffel von Verdun zer- 
fchlagen worden. Die Wucht des französifchen Anpralles 
an der Somme ist fo durch Verdun ganz außerordentlich 
gemindert worden, und es bleibt unüberfehbar, welche 
Folgen die Somme-Offensive gehabt hätte, wenn die 
Schlacht vor Verdun nicht die Hilfsquellen Frankreichs 
an Menschen und Material in diefem Maße vorzeitig 
gebunden und verzehrt hätte. —
	        
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