Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

Mein erster Eindruck war damals das Gefühl einer 
Enttäuschung, nicht nur weil meine militärischen Wünsche 
wieder einmal völlig übergangen worden waren — das 
grundsätzliche Vichterfüllen der militärischen Anregun 
gen von uns Söhnen schien eine Art Prinzip zu sein. 
Min, auch die abgeschiedene Lage Danzigs und das rauhe 
Klima, das ich namentlich für die Kronprinzessin fürchtete, 
schienen mir nicht sehr verlockend. Entgegen diesem Vor 
urteile kam dann aber alles ganz ausgezeichnet, und die 
zweieinhalb Jahre, während deren ich in Danzig lebte, 
find, abgesehen von den Sorgen um die allgemeine 
Lage, die glücklichste Zeit meines Lebens geworden. 
Wir wohnten in einer kleinen Villa, die kaum den 
nötigen Raum bot für meine damals schon recht ansehn 
liche Familie. Wir haben uns aber doch recht behaglich 
eingerichtet und führten ein harmonisch glückliches Leben. 
Es war eine Ehre und ein frohes Glück für mich, 
Kommandeur des prachtvollen alten Regiments zu fein. 
Das Offizierskorps war durchgängig jung, adlige und 
bürgerliche Kameraden bunt durcheinander. Der ernsten 
und treuen Persönlichkeit meines alten Regimentsadju- 
tauten Graf Dohna gedenke ich besonders gerne. Die 
meisten waren Söhne von Grundbesitzern in Ost- und 
Westpreußen, deren Väter und Großväter auch schon 
die schwarze Attila und den Totenkopf der i. Leibhusaren 
getragen hatten. Ebenso hatte das Regiment einen glän 
zenden Ersatz an Unteroffizieren und Mannschaften, nahe 
zu alles junge Leute vom Lande aus Ostpreußen, West- 
preußen und Posen, die Liebe zum Pferde und Verständ 
nis für feine Behandlung bereits von zu Haufe her mit 
brachten. Endlich war auch das Pferdematerial -—wir
	        
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