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wie sie mit der endlich erlangten Religionsfreiheit
nicht zufrieden, die Bedingungen derselben nicht er
füllt, ihre Gränzen weit überschritten, und danach
getrachtet haben, die Katholischen zu unterdrücken
und auszurotten, wie sie zu diesem Ende Verläum-
dungen, Schmähungen und gewaltthätige Ausbrüche
des Religionshasses sich erlaubt haben, wie sie end
lich so weit gegangen sind, wegen versagter weiterer
Religionsfreiheit sich offenbar gegen den Landesfür-
stcn aufzulehnen und die Waffen zu ergreiffen.
Außerdem brachte der Protestantismus in sei-
nem Dünkel, die Religion von abergläubischen Ge
bräuchen zu reinigen, ein wahrhaft abgeschmacktes
Verfahren in Betreff kirchlicher Sitten und religiöser
Zeremonien hervor. Um nicht mehr abergläubisch zu
sein, nahmen viele Lutherische Edelleute, besonders
in den ersten vierzig Jahren dieses Zeitraums die
Grabsteine ihrer Vorfahren aus den Kirchen Und Freit-
hofen weg, und verwendeten sie zum Bau von Häu
sern und Kellern. Um den Aberglauben zu unterdrü
cken , suchten die Protestanten in Wien, Gemeine und
Adelige, die feierlichen Leichenbegängnisse zu hindern
oder zu stören, weil ihnen die Begleitung durch die
Geistlichkeit, der Gebrauch der Lichter, des Glocken
geläutes, des Gesanges dabei, nichts als dummer
und gottloser Aberglaube zu sein dünkte; und das
Lutherische Landvolk ließ aus gleicher Aufklärung seine
Todten, in einen Sack eingenäht ohne Umstände an
den nächsten abgelegenen Ort oder in den Wald tra
gen und daselbst verscharren. Die Kaiser Ferdinand I.
Gesch. des Chriftenth. 5. Bd.