Volltext: Brasilien als Einwanderungsland und Exportgebiet [494/496]

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atreckt sich noch die Fürsorge der staatlichen 
Behörden, dann muß der Einwanderer sich ent- 
schlossen haben, welchen Posten er annehmen will. 
entweder den eines Arbeiters auf einer Pflanzung, 
als welche größtenteils Kaffeeplantagen in Be- 
tracht kommen, oder den als Teilnehmer einer 
neuen Siedlungskolonie. Trotz fortschreitender 
Industrialisierung braucht der Staat in erster Linie 
landwirtschaftliche Arbeitskräfte; ihretwegen 
allein gewährt die Staatsregierung von Sao Paulo 
seit einer Reihe von Jahren freie Überfahrt von 
einem europäischen Hafen bis Sao Paulo, durch 
deren Annahme sich der Einwanderer allerdings 
verpflichtet, als landwirtschaftlicher Arbeiter auf 
eine Plantage zu gehen. Leider hat diese Einrich- 
tung viele Einwanderer verlockt, sich als land- 
wirtschaftliche Arbeiter zu deklarieren, während 
sie in Wirklichkeit arbeitslose‘ Industriearbeiter 
waren, die bestenfalls ein paar Wochen vor der 
Abreise irgendwo bei der Landwirtschaft mitge- 
holfen ‚hatten; die meisten dieser Leute sind. der 
Arbeit im Freien nicht gewachsen und baldiges 
Versagen rächt‘ das leichtsinnige oder übereilte 
Vorgehen. 
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Der mehrtägige Aufenthalt im Einwanderer- 
hotel von Sao Paulo gewährt natürlich auch Ge- 
legenheit, sich in der Stadt selbst umzusehen; jeder 
aber, der zum ersten Male diese brasilianische 
Großstadt - betritt, ist vor jenen gewissenlosen 
Agenten ‚und „Schleppern“ zu warnen, die unter 
bewußt unwahrer Vorspiegelung günstiger Löhne 
und Lebensbedingungen ‘den des Landes unge- 
wohnten, ‚leider auch der portugiesischen Sprache 
unkundigen Neuankömmling zu verlocken trachten, 
eine Arbeitgelegenheit anzunehmen, die sie sehr 
oft in ungesunde 'Gegenden oder schlecht ver- 
waltete Fazenden bringt. Man wird vielmehr un- 
bedingt darauf sehen müssen, daß der Arbeits- 
vertrag im Bureau des Hotels und im Beisein eines 
Vertreters der :Wanderungsbehörde zustande
	        
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