Volltext: Brasilien als Einwanderungsland und Exportgebiet [494/496]

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in Sao Paulo verständigt, daß wegen Überfüllung 
des dortigen Auswandererhotels die meisten Leute 
nicht nach Santos gebracht werden sollten, von 
wo sie direkt. nach Sao Paulo weitergefahren 
wären, sondern daß sie bereits in Rio aussteigen 
und zunächst auf der Blumeninsel, die die staat- 
liche Einwanderungsherberge enthält, Quartier 
nehmen müßten. Diese ‘Nachricht brachte Be- 
wegung in. das bis dahin doch recht geruhsame 
Leben im Zwischendeck. Bei Tag hatten über alle 
freien Stellen des Schiffes gespannte große Segel 
die Hitze gemildert, so daß das große Oberdeck 
einem Riesenfreilager glich; und die wundervollen 
lauen Tropennächte, in denen der Vollmond alles 
mit Tageshelle erfüllt, waren auch nicht dazu an- 
getan, die Leute in ihre Kabinen zu locken. So 
lebte man denn in großen Gruppen, wie man sich 
mit der Zeit kennen und verstehen gelernt hatte, 
eigentlich im Freien; es war noch einmal eine ge: 
schlossene Reihe von Feiertagen, bevor die harte 
Arbeitszeit des amerikanischen Lebens einsetzte. 
Man hatte mit diesem Leben noch einen Tag länger 
bis Santos gerechnet; jetzt hieß es mit. einem 
Schlage alle Habseligkeiten einpacken und am 
nächsten Morgen, an. dem. wir sehr zeitlich in Rio 
einlaufen- sollten, reisefertig sein! 
So wollte in dieser Nacht am Schiffe keine 
rechte Ruhe eintreten; jeder fühlte, daß er an der 
Schwelle eines neuen Lebensabschnittes ange- 
langt war. . . 1 | 
in der Dämmerung des heranbrechenden Mor- 
gens fuhren wir in die weite Bucht von Rio ein, 
durch eine schmale . Eingangspforte, die von 
himmelanstrebenden. dunklen‘ Felsen. beiderseits 
flankiert wird. Dunkle Berge mit bizarren Gipfeln, 
die ‚aus der. Ferne * wie merkwürdige Gewitter- 
wolken aussahen,: hatten schon von weither ‚die 
Nähe des Landes angekündet. Jetzt fährt der 
Dampfer am Fuße mächtiger Granitfelsen entlang, 
die spitz. und starr in seltsam kühnen Formen
	        
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