Volltext: Zweiter Band - III. Theil. Neue Gedichte. IV. Theil. Neueste Lieder und Gesänge. [8] (Zweiter Band / 1899)

Volkstümelei und Volksdichterei. 
53 
Lr fangt gleich cm z' flennen 
Und fühlt, iazt is's gfehlt! 
Und ruaft nur um „an Stög, 
Um an wäg aus der Welt". 
45 O Sie guater Herr Johann! 
Getäuscht und todkrank 
„Schenkt er noch seine Hütten 
Der Gredl als Dank —" 
„Für die süße, kurze Lieb, 
50 Denn sie war sein ganz's 
Löbn —" 
In da Lacken, da quacken 
Drei Laubfrosch darnöbn — 
Zwoa Aäukl und a Mandl, 
Die quacken sich z' Tod, 
55 weil sie seind sehr verliebt 
In ein Röslein roth. 
Das Röslein jedoch 
Liebt den Schmetterling, 
Der schon öfter am Hals 
60 Liner andern hing. 
Das ftöcken die Laubfrösch 
Der Rosenblum, 
Die bricht — knacks! — einen 
Und bringt sich um. sDorn ab 
65 Durchsticht sich ihr Herz 
wögn den Schmetterling, 
Und die Laubfrösch natürlich, 
Die schmerzt das Ding. 
Sie hätten sich tränkt 
70 Don Kerzen gern, 
wann sie nur nicht zum Unglück 
Just Laubfrösch wärn. 
M, Sie gute drei Laubfrösch! — 
Doch den Teufl in Leib 
Hat der Richter von Ort; 75 
Und ein' Lngel zum Weib 
Der versoffene Schuster, 
Die flennt aum Grab 
Don ihrn Rind von frua morgens, 
Bis d' Sonn finkt hinab. 80 
Aber kaum ist die drunt, 
Schiabn schon d' Sternl herauf, 
Der Herr Mond gibt acht, 
Dass keins fallt int Lauf. 
Sehgn S'! da siagt d' Schustrin 85 
Durch Thränenlaugn 
Drobn ihr Rind als — „ ein 
Lngerl" 
Und d' Stern als „seine Äugn". 
Natürlich, das freut sie, 
Sie dankt ihrn Gott; 90 
Doch wie der Schuster sie suacht, 
Findt er d' Schusterin — todt. 
O, Sie gute Frau Schusterin! 
Den Mann aber schmerzt es sehr, 
Und von Stund an trinkt 95 
Lr kein' Brantwein mehr. 
Allein, er war 's Schnapserl 
Schon zu sehr gewöhnt — 
Und drum hat er sich z' Tod 
Um — sein Schustrin gsehnt. 100 
Das Sterben aber, 
Lr furcht es nicht, 
Ls gab ihm ein Dogel 
Drein Unterricht. 
53. Aäukl, Weibchen. — 55. seind, sind (wienerisch). — 61. stocken, verrathen. — 
75. Richter, Gemeindevorstand.
	        
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