Volltext: Erster Band. Franz Stelzhamers mundartliche Dichtungen. [7] (Erster Band / 1897)

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wie gut, oder wie schlecht Deine Lieder sonst sind; allein, wenn 
Herrn Z —'s (Kompositionen nicht etwa wie die „Räuber" von 
Schiller eine Jugendsünde sind: so ist es für die erstere Eigen- 
70 schaft ein starker Beweis, weil sie ein so gemüthlicher Mann 
seines Studiums werth hält, nicht ansteht, Deinen Heidenkindern 
das Thristhemdchen der Melodie umzuwerfen und sie in 's Leben 
zu taufen, es unternimmt, Deinen lustigen Springinsfelden einen 
bunten Tummelplatz einzuräumen, ohne welchen sie sicher bald 
75 verkrümmen und verkümmern würden, sich herbeiläßt, Deinen 
artigen — trotz der mütterlichen und großmütterlichen Begleitung 
— Taugenichtsen halt! rief ich und warf ihm beide Hände 
entgegen, halt! — Jugendsünde — Heidenkinder — Springins 
felde — Taug — Herr, Sie sind ein Zweizüngler, ein Lästerer, 
80 aber nicht — mein Freund! — Er jedoch kehrte sich an nichts 
und maledeite noch eine Meile fort, welches ich aber aus 
schuldiger Liebe zum Verfasser verschweige. Gegen Ende, und 
wie ich auch schon erbost war, fragte ich ihn: und wie er denn 
eine solche Dichtart anders beschaffen wünsche? Da verzog er 
85 höhnisch das Gesicht und antwortete: daß er nächstens eine 
Ästhetik herausgeben werde, worin ein eigenes Tapitel für die 
„Waldvögel" stehe, welches ich einmal beim Zwielicht durch- 
studiren könnte. — 
Der Kerl ist ein Narr! 
90 Also Sie möchten wissen, wie die Lieder zu lesen sind? 
Mit Gunst, sind Sie doch ein ehrlicher Deutscher, wenn 
auch gerade kein Österreicher? 
Diese Frage entschuldigt die Unbedeutendheit dieses Buches; 
meine größeren (künftigen) Bücher mag der Kannibale kaufen; 
95 aber nach diesem kleinen Bändchen und unserm kleinen Ländchen 
begehre keine fremde Hand! (Die der Bresnitzer-Harfenmädchen 
ausgenommen; denn es ist eine wahre Rührung und Wonne, 
wenn eine solche Moldaunymphe ein Znn- oder Donauliedchen 
herunterkollert. — Singt uns eure Volkslieder, wir hören euch 
100 gerne zu! —) 
Nun sehen Sie, unser volksdialect hat noch häufig den 
altgermanischen Urklang in den Vocalausgängen, z. B. vada, 
Mueda rc. rc.; eine fast Überweichheit, indem sie die harten 
Tonsonanten eigentlich gar nicht kennt; und eine bewunderungs- 
105 würdige Euphonie, die sie durch Wegnahme und Einstreuung 
von Liquiden bewirkt, z. B. Bo dir, bon enk (Bo — bei) won i 
oder wor i (wo ich) u. dgl.; jedoch Alles übertrifft ihre Kürze, 
die sie theils durch den einfachen Mechanismus der Tontraction,
	        
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