Volltext: Erster Band. Franz Stelzhamers mundartliche Dichtungen. [7] (Erster Band / 1897)

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Zrmengaröa, die Birgeriu, 
Das holde Fräulein, ach, liegt mir im Sinn! 
Des Birger Herrn sein schäu's Töchterlein 135- 
Zst alle Tage kommen im Mondenschein. 
Ls hat gebadet im Mondenschein 
Die lilienweißen Füße sein. 
Ls war gewesen gar keusch und rein; 
Drum hat es gebadet im Mondenschein. iM 
Raum war es kommen, so suchte ich gleich 
Die klarsten Tropfen zusamm' im Teich. 
Die klarsten Tropfen vom ganzen Teich 
Und wusch ihm die Glieder schön weiß und weich. 
Und wusch ihm die Glieder schön weich und weiß 145 
Mit echter Liebe und rechtem Fleiß. 
Schön'n Dank! sprach dann das Iungfräulein 
Und huschte hinauf zur Burg hinein." 
„Zwö rädst denn af oanmol 
150 So herrisch?" Han i gfroat. 
's Rnaberl awa, glei bsunna, 
Had so zu mir gsoat: 
„Darnach Sach, darnach Sprach, 
Darnach U)ar, darnach Geld, 
155 So is's gwöst und is's nuh 
Und wird bleibn af da Welt! 
Und iazt, weilst äs woaßt, 
Plumpf ma nimmer ins Wort, 
Dass mar aufhert is leicht, 
Awas Anhöbn is Hort!" —: 160- 
„Ban, so laß di halt dengast 
Nöt go z'haoch in d'Heh; 
Denn wos hilft dö schen prödi, 
Wann i nix vosteh!" 
('s Büaberl noagt 'n Ropf und fort fürt:) 
„So ist es gangen geraume Zeit, 
Wir lebten in süßer Vertraulichkeit; 
Liebt' eins das ander herzinniglich, 
Verschwieg es aber so ihm als sich. 
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Die in dieses Märchen eingeflochtenen hochdeutschen Verszeilen, oft von verblüffender 
Armseligkeit, beruhen auf einer gewissen Absichtlichkeit Stelzhamers, der ja doch auch sdie 
hochdeutsche Form meisterlich handzuhaben verstand. Lr will nämlich den Bauer, der in 
Anwendung des Hochdeutschen so unbeholfen ist und in der Wahl hochdeutscher Gedichte 
nicht den besten Geschmack zeigt (man denke an die Häuseraufschriften, Gräberverse u. dgl.), 
auch hier auf das getreulichste nachahmen. In den Versen -s53 bis ^64 spielt der Dichter 
selber nicht ganz undeutlich darauf an. 
160. Hort, hart. — 161. dengast, dennoch. —> 162. Sich in die Höhe lassen — einend 
hohen Flug nehmen. — 168—169. Nach dem Handexemplare des Dichters.
	        
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