Volltext: Erster Band. Franz Stelzhamers mundartliche Dichtungen. [7] (Erster Band / 1897)

Extralilättchinij 
mit Bemerkungen zu den in: Buche vorkommenden Märchen. 
^Härchen! Ich hätte wirklich Märchen gemacht, und die 
Muse hätte mir, ohne daß ich es wußte und hier eben auch 
wollte, meinen ältesten, sehnlichsten Wunsch erfüllt: hätte mir 
Märchen zugeflüstert, die ich laut singen und als mein (Ligengut 
betrachten darf?! Aber, es ist nicht wahr, und Märchen, wie 
ich sie mir vorstelle: Erzählungen und Geschichten, voll Spuck 
und Teufelei, voll Räthsel und Wunder, und das Alles so luftig 
und duftig, so flaumig und schaumig, daß jetzt im Wirklichen 
das Wunder, und gleich darauf im Wunderbaren die Wirklichkeit 
verschwindet und untergeht; daß aber ein festeres Aug', ein 
standhafteres Gemüth durch Duft und Spuck, durch Räthsel und 
Schaum doch immer noch etwas Wesenhaftes oder wenigstens 
Wahrscheinliches hervorschimmern sieht, welches Wesenhafte sich 
nur seiner Durchgeistigung oder Zeitferne halber so durchsichtig 
und unbestimmt darstellt — solche Geschichten sind wohl nur 
Märchen in meinem und meines Volkes unbelehrtem Sinne, und 
in diesem ist noch gar vieles Andere ebenfalls eines! Oder — 
es wären das Märchen, aber meine Arbeiten find anders! — 
Ach! so wird es sein, und doch bin ich auf die Beantwortung 
dieser Fragen, oder vielmehr Zweifelslösung begieriger, als auf 
die ganze übrige Rritik. 
Muhme Alraun sei wahrhaft und liebreich! 
Dem Gesagten zu Folge behandelt nun das erste Märchen, 
„'s Woldfräuerl" <Mu8u rurulich, die Natur und das Wesen 
der Poesie und die daraus entspringenden Gaben und Eigen 
schaften des Poeten, nämlich: innigste Vertrautheit mit der Natur; 
genaue Renntnis der Zeit, welche sich rückwärts durch Historien-
	        
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