Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

wäre das Unternehmen Gefahren ausgesetzt gewesen, war man doch über den wirk¬ 
lichen Stand der Dinge im nahen Melettabereiche nicht völlig im klaren und mochte 
die Abschätzung des weit schwierigeren Festhaltens eines etwa erzielten Erfolges 
ins Gewicht fallen. 
Sei dem wie immer — auf dem Mt. Eastelgomberto faß noch der Italiener. 
Das Aufklärungsergebnis dreier aus dem Abschnitte Hptm. Leopold Steinmetz 
an den Feind vorgetriebener Patrouillen ließ im Laufe des Nachmittages erkennen, 
daß der Italiener sich vor der Gruppe Hptm. v. Haller in die Linie Mt. Tondarecar 
(östlich des Mt. Eastelgomberto) und Mt. Brostolai (östlich Mga. di Ronchetto) 
zurückgezogen habe. 
Als um 5 Uhr nachmittags Oblt. v. Mirkovie, der Kommandant der 9. Komp., 
dem Regimentskommando auf Mt. Sbarbatal berichten konnte, daß sichtbare 
Anzeichen einer beginnenden Räumung des Eastelgomberto vorliegen, erging vom 
Regimentskommando an Hptm. Wittwer der telephonische Befehl, bei einbrechender 
Dämmerung den Mt. Eastelgomberto zu nehmen. An Stelle der 11. Komp, werde 
die 4. Komp, zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit 11/27 eingeschoben werden. 
Um 7 Uhr nachmittags gab Hptm. Wittwer den Angriffsbefehl. Die 3. Komp, 
sollte durch die Jta'lienerschlucht den Nordhang erklimmen und durch umfassenden 
Angriff des nördlichen Feindesflügels der Frontgruppe — halbe 10. und 11. Komp. — 
Luft machen. Rest der 10. und die MGA. Hl hatten aus der innehabenden Stellung 
dem Angriffe ihre Feuerkraft zu leihen; dem Alpinen Detachement fiel die Sperrung 
der Italienerschlucht zu. 
In gespannter Erwartung wird von der Felswarte aus der Anstieg der 3. Komp, 
unter Oblt. i. d. R. Glaas verfolgt. Mit den langsam weiterrückenden Bergschatten 
klettern im toten Raum, vom Italiener unbemerkt, die Steirer über die stufen¬ 
förmigen Schroffen des Nordhanges empor. Gewehrschüsse krachen; sie kommen von 
der Frontgruppe, die ein langsam-stetiges Feuer gegen die feindliche Besatzung zur 
Ablenkung von der aus der Tiefe drohend aufsteigenden Gefahr unterhält. 
Nach mehr als einstündigem Anstiege — es war 9.15 Uhr abends geworden — 
steht Glaas unterhalb der italienischen Stellungen. Knapp bevor die Köpfe der 
Unsrigen über die Kante unmittelbar vor der feindlichen Stellung der Gipfel¬ 
besatzung auftauchen, lassen die aus der Felswarte Verbliebenen ihr Feuer auf die 
Steinriegel niederwettern. Noch während Gartlgrubers Maschinengewehre bellen, 
vollführt Glaas den letzten Ansprung. 
In wenigen Minuten ist das Schicksal des nördlichen Feindflügels besiegelt. 
In der Flanke umfaßt und völlig überrascht, streckt der Italiener die Waffen. 
Die nachstoßende Frontgruppe erledigt den Feind auf der Sattelseite. Um 10 Uhr 
abends war der Mt. Eastelgomberto gefallen, über hundert der Infanterie ange¬ 
hörende Italiener zogen gegen Westen in die Val di Campo Mulo. Das Unter¬ 
nehmen kostete keine Opfer. In der eroberten halbkreisförmigen Gipfelstellung, 
besonders aber in der Sattelstellung lagen viele Schwerverwundete und zahlreiche 
Tote, die Opfer der schweren Feuerschläge vom 7. Juni. Noch nach Tagen fand man 
tote Italiener in den tiefen, schmalen Felsspalten, die eine Titanenfaust in die 
weitgestreckte Gesteinsplatte des Eastelgomberto geschlagen hatte K 
1 Vorgefundene Identitätskarten und Feldpostkarten stammten von Angehörigen des 
Alpiniregimentes Nr. 2 (217. Komp.), der 45. Alpinikomp. und des IR. 152 (aus den Tage¬ 
buchaufzeichnungen des LstOblt. Kurt Kienzl). 
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