Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

„Nase" des Mt. Meletta erreicht wird. Die Südseite des Castelgomberto fällt in 
steilen, zerrissenen Felsbändern in die von Felsblöcken erfüllte Trümmermulde der 
Mga. Lora ab. Des Berges Nordflanke ist, besonders in den Oberteilen, in Fels¬ 
rippen zerspalten, zwischen denen tiefe Risse gähnen. Eine solche, zwischen „Nase" 
und Castelgomberto ansetzende Furche führt hinunter zum Wiesenoval der von 
Wald umrahmten Fontana Tre Pali. 
Der Mt. Meletta bildet mehrseitig die Wetterscheide. Von der Poebene auf¬ 
steigende warme Luftströmungen schieben sich über die südlichen Berghöhen des 
Beckens von Asiago dem gewaltigen Karstbevge zu. Bon Nord und Ost jedoch 
senden Tirols Ferner eisige Grüße und dunkles Gewölk. Schwerer Regen wechselt 
mit schneidend kaltem Graupel- oder Hagelwetter. Neuschnee ist rasch vom heißen 
Hauch des Südwindes und von sengender Sonnenglut verzehrt. So ändert die 
Witterung in scharfen Gegensätzen unvermittelt ihren Charakter. Diesem nie 
ruhenden Kräftespiel, diesen andauernden Schwankungen war der Kämpfer unter¬ 
worfen. Es sollten Tage kommen, an denen der Kampf mit der ungebärdigen 
Natur die physischen Kräfte, aber auch die Willensstärke aufs höchste beanspruchte. 
Nun standen die Truppen, unter ihnen das Regiment, um die Monatswende 
vor diesem Bergmassiv, das es zu bezwingen galt. 
Während die 22. LID. in der Linie Asiago—Gallio—Mt. Baldo Vorbereitungen 
für die geplante Fortsetzung der Kriegshandlung in südöstlicher Richtung traf, 
wurden die hoch aufragenden kahlen Höhen des Melettabergstockes das nächste 
Angriffsziel der 6. ID., im besonderen der 11. IBrig., Obst, de Brunfaut. 
Im Laufe des 31. Mai mußte es sich entscheiden, ob der Feind aus den aus der 31.5. 
Val di Campo Mulo aufsteigenden Höhen — besonders auf der Vorbastion des 
Mt. Meletta, dem Hochrücken des Mt. Meletta di Gallio, und auf Mt. Sbarbatal — 
sich zur Abwehr einrichten werde. So wurde der 31. Mai in der Hauptsache zur 
intensiven Aufklärung ausgenützt. Von den beiden 27er-Frontbataillonen war dem 
auf Mt. Baldo haltenden lV> Baon. die Besttzergreisung des Mt. Meletta di Gallio, 
dem auf Mt. Cimon stehenden III. Baon. die Festnahme des Mt. Sbarbatal vorge¬ 
zeichnet. Nach den im Laufe des trüben, regnerischen Vormittages einlaufenden 
Meldungen hielt der Feind diese Höhen in der Hand, wiewohl nur mit schwacher 
Kraft. Nachmittags waren sie bereits geräumt. 
III/27 war noch in den Abendstunden zum Finanzwachhause im Campo-Mulo-Tale 
abgestiegen und hatte mit der 11. und 12. Komp, den Raum zwischen dem zur 
Mga. Campo Cavallo führenden Wege (nächst 1610) und dem Mt. Sbarbatal, den 
die 12. Komp, erstieg, in die Hand genommen. 
IV/27, das nachtsüber stehende Patrouillen auf Mt. Meletta di Gallio vorne 1.8. 
hielt, brach am 1. Juni, 3 Uhr morgens, vom Mt. Baldo auf, überquerte das 
Campo-Mulo-Tal und stieg zum Mt. Meletta di Gallio hinan, den es um 7.30 Uhr 
früh erreichte. 
Man stand nun angesichts des aufragenden Mt. Meletta und seines Trabanten 
Castelgomberto. 
Seit frühmorgens waren Patrouillen daran, Lage und Stärke des Italieners 
zu erkunden. In den ersten Nachmittagsstunden begannen das III. und IV. Baon. 
befehlsgemäß die Vorrückung gegen Osten. Das IV. Baon. mußte außerhalb der 
Waldzone den Abstieg vom Mt. Meletta di Gallio über völlig deckungslose Hänge 
in ungehemmter Sicht des Italieners auf Mt. Meletta vollziehen. Sohin ging die 
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