Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Militärkommando Graz, meldete sich freiwillig zum Frontdienste und ging als 
Kommandant des V./27. MaBaons. am 1. Jänner 1915 an die Karpathenfront, die 
er am 8. Februar verlassen mußte, da sein Gesundheitszustand den Strapazen des 
Karpathenwinters nicht gewachsen war. Am 13. Juli 1915 erfolgte seine Einteilung 
beim Ersatzbataillon, dessen Kommando er bis zur Einrückung des Obst. Rubritius 
(1. August) führte, der ihn mit der Ausbildung der kriegsdienstuntauglichen 
Mannschaft und mit der unbeschränkten Leitung des ökonomisch-administrativen 
Dienstes betraute. Unermüdlich tätig, oblag er mit seltener Hingabe dem Dienste, 
sorgte für Ausgestaltung und Verbesserung aller dem Wähle der Angehörigen des 
großen Ersatzkörpers gewidmeten Einrichtungen, fand immer neue Auswege, um 
besonders der immer schwierigeren Verpflegslage die Stirne zu bieten. 
Diesen beiden ausgezeichneten Stabsoffizieren trat ein Mann zur Seite, der die 
Zentralstelle des Ersatzkörpers, die Adjutantur, übernahm. Es war der durch eine 
schwere Kriegsverletzung felddienstuntauglich gewordene Hptm. Alexander Ritt. von 
Lelawski-Jelita des FJB. 20, der am 10. Dezember 1915 den bisherigen Adjutanten, 
Oblt. i. d. R. Franz Köck (Nachfolger des Oblt. d. R. Engelbert Pistauer) ablöste. 
Seine beiden Vorgänger hatten sich trotz ihrer geringen Diensterfahrung dank ihrer 
Anpassungsfähigkeit in die überaus schwierigen Verhältnisse hineingefunden und sich 
bemüht, den Großapparat zu beherrschen. Mit Hptm. v. Lelawski zog aber ein Mann 
von Fach in die Räume der Adjutantur in der Kleinen Dominikanerkaserne ein, 
der nicht allein als ehemaliger Iägerbataillonsadjutant den administrativen Dienst 
überlegen beherrschte, sondern dem auch ganz hervorragende persönliche Qualitäten 
zu eigen waren. Dieser tapfere Frontsoldat, erfüllt von höchstem Pflichtbewußtsein 
und einer nie erlahmenden Arbeitsfreude, initiativ und schöpferisch, dabei bescheiden 
und ungemein taktvoll, sollte die verläßlichste Stütze der Kommandanten des Ersatz¬ 
körpers werden. 
Die Adjutantur war der Mittelpunkt des ganzen umfangreichen, weitverzweigten 
Betriebes. Der Tageseinlauf war bedeutend, nicht minder der Ausgang. Täglich 
wurden zwei, oft sehr umfangreiche Tagesbefehle ausgegeben. Der Adjutant mußte 
sich auf die Selbsttätigkeit seiner Unterorgane verlassen, da er unmöglich alles 
allein zu bewältigen vermochte. Mit der Länge des Krieges wuchsen die Schwierig¬ 
keiten des Ersatzes des eingearbeiteten Personals. Auch beim Ersatzkörper schritt 
man schließlich zur Einstellung weiblicher Hilfskräfte, die bemüht waren, im Rahmen 
des Ganzen ihren Teil beizutragen. 
Auf wirtschaftlichem Gebiete wurden durch Obstlt. Sallinger in großzügiger Weise 
Reformen durchgeführt. Die Verpflegung war von Monat zu Monat schwieriger 
geworden. Man war auf Selbsthilfe angewiesen, ohne die Bevölkerung zu benach¬ 
teiligen. Es wurde das Gut Meranhof in der Ragnitz bei Graz gepachtet, außerdem 
in der Theodor-Körner-Straße ein ausgedehnter Baugrund für den Anbau von 
Gemüse gemietet. In den Stallungen der Großen Dominikanerkaserne wurde eine 
Schweinezucht, im großen Hofe eine Kaninchenzucht eingerichtet. Es gab hiebei 
manche Enttäuschungen. 
Weit günstiger gestaltete sich die Einrichtung einer Mannschaftmenagewirtschaft 
in der Dominikanerkaserne, um die sich der geschäftstüchtige Kaufmann Joses 
Windhaber aus Hartberg, der als Zugsführer beim Ersatzbataillon diente, besondere 
Verdienste erwarb; in kurzer Zeit war eine Musterwirtschaft mit Kelleranlagen 
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