Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Auch der Feind war nicht müßig und arbeitete mit Eifer an der Ausgestaltung 
seiner Kampfstellungen, woraus auch die ständig hörbaren Sprengschüsse deuteten. 
17.8. Am 17. August, dem Geburtstage des jungen Monarchen, an dessen Vorabende weit 
im Rund Höhenseuer leuchteten, wurde eine bemerkenswerte Feststellung gemacht. 
Die feindliche Vorstellung war vom Feinde geräumt worden. Patrouillen durch¬ 
stöberten in den nächsten Tagen die verlassenen, mit Kalk gespritzten italienischen 
Gräben und Unterstände, die zum Teil niedergebrannt wurden. Waffen, Munition 
und reichliches Material wurden eingebracht. Zahlreiche Kontaktminen im feind¬ 
lichen Drahtverhau mußten von Pionieren und Sappeuren beseitigt werden, wobei 
es am 2. September mehrere verwundete Sappeure gab. In den ersten September¬ 
tagen wurde die Zerstörung der feindlichen Vorstellung, vor allem die Niederlegung 
der hohen Ausbauten, der „nördlichen und südlichen Burg", systematisch vorge¬ 
nommen. Schmutz und Unrat zeugten von großer Verwahrlosung. Allem Anscheine 
nach veranlaßten vorwiegend sanitäre Gründe das Aufgeben der vordersten Stel¬ 
lungen. Es mag auch fein, daß Cadorna, der am 17. August das italienische Heer zum 
elften Male -aus den Blutweg gegen Triest führte, die Bergfront geschwächt hatte. 
10.9. Lebhafter gestaltete sich der 10. September in der von der 2. Komp, innehabenden 
Kampfsektion 84 (Roccolo). Etwa 40 bis 50 Italiener griffen hier die Feldwache des 
Mittelstützpunktes an und waren auf etwa vierzig Schritte an die beiden Vedetten 
herangekommen. Der Feldwachkommandant, bar jedweder Initiative, nahm unbe¬ 
greiflicherweise die Feldwache zurück und überließ die Vedetten ihrem Schicksale. 
Zum Glücke fand sich der Mann, der die Lage überblickte und durch sein Mannestum 
einen billigen Erfolg des Italieners vereitelte. EinjFreiwGft. tit. Korp. Viktor 
Reinholz eilt auf den ersten Schuß ohne Befehl herbei, überfällt — von den tapferen, 
standfesten Inf. Franz Kern, Alois Koch und Alois Strimitzer wacker unterstützt — 
den Feind mit Handgranaten, sodann mit rasendem, eine stärkere Gefechtskraft vor¬ 
täuschendem Gewehrseu-er, das den Italiener zum fluchtartigen Abzüge zwingt. 
Die goldene TM. für Reinholz lohnte initiatives, erfolgreiches Draufgängertum, 
die silb. TM. 1. Kl. energisches Mitwirken seiner drei -angriffslustigen Kameraden. 
14.9. Am 14. September wurde Hptm. Walter Meeraus, der feit 7. August das Kom¬ 
mando der 12. Komp, vorbildlich führte, durch einen Sprengschuß verletzt und mußte 
aus der Front scheiden. Die Verletzungen des Fch. i. d. R. Otto Fontane der 12. 
waren so schwerer Natur, daß er ihnen vier Tage später erlag. 
Im offensichtlichen Zusammenhange mit dem Verrate von Carzano treten am 
18.9. 18. September, 5 Uhr morgens, auch auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden die 
italienischen Kanoniere an die Rohre. Es ist ein langsames Wirkungsfeuer aller 
Kaliber, das nicht allein auf den Kampfstellungen, sondern auch auf den rück¬ 
wärtigen Lagerplätzen und Verbindungen liegt. Um 5 Uhr nachmittags flaut das 
Feuer, das lediglich demonstrative Zwecke verfolgt, ab. Eine Stunde später kann 
der um 5.30 Uhr früh angeordnete Kavernenalarm aufgehoben werden. Das Feuer 
hatte manchenorts schwere Schäden verursacht. Auf Mt. Forno war die Kampf¬ 
stellung am linken Flügel des Mittel-abschnittes völlig zerschossen. Die telephonischen 
Leitungen waren mehrmals unterbrochen. Um 7 Uhr morgens gegen den äußersten 
rechten Regimentsflügel (Sektion 84) aus Roccolo vorgehende Infanterie in der 
Stärke einer Kompagnie wurde von unseren Feldwachen abgewehrt und zog sich 
bei Einbruch der Dunkelheit zurück. 
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