Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

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sich sofort mit dem Grenzunterabschnittskommandanten, Obstlt. Bilimek, in Ver¬ 
bindung. Um 6.30 Uhr abends wurde der Befehl zur Durchführung gegeben. Da die 
„Neuanordnungen" die Zeit bis Mitternacht in Anspruch nahmen, wurde schließlich 
der Zeitpunkt des Losgehens dem Fch. i. d. R. Dr. Odilo Camuzzi anheimgestellt. 
Acht Minuten nach 1 Uhr nachts. Dumpfe Aufschläge von Handgranaten geben 22.2. 
den Auftakt. Die drei Mittelposten der normal besetzten Feldwache 2 — Korp. Franz 
Gerold, Gft. tit. Korp. Stephan Lichtenegger und Inf. tit. Gft. Johann Straußberg — 
lassen die ungebetenen Nachtvögel los. Sie fliegen den vier bis fünf Mann starken 
Patrouillen Camuzzis voran. Im scharfen Vorwärtsdrange, wiewohl durch den 
Schnee stark gebremst, geht es der feindlichen Drahtsperre entgegen. Schon schleudert 
der wache Italiener Handgranaten entgegen. Eine der ersten holt sich den wackeren 
Korp. Lichtenegger als Opfer; ein tückischer Kopfschuß wenige Augenblicke nachher 
befreit den schwer Verstümmelten von aller Erdenqual. Von der Patrouille 4 scheidet 
der verwundete Inf. Johann Rautner aus, und auch der Führer der Sappeur¬ 
patrouille, Korp. Franz Reiter, muß verwundet zurückbleiben. 
Da stürzt auch der schneidige Führer, Fch. Camuzzi. Aber schon nach wenigen 
Sekunden reißt sich der an der Stirne Verletzte empor. In wenigen Sätzen ist er 
am feindlichen Drahtverhau. Blitzschnell fliegen mitgeschleppte Holztreppen auf die 
spanischen Reiter, klammern sich mit ihren Widerhaken in das Drahtgeflecht fest. 
Im Hui stürmen die vier Patrouillen über die schwebenden Brücken. Ein Sprung, 
und sie landen im Feindgraben, als erster der Führer Camuzzi. Handgranaten und 
Pistolenfeuer bahnen ihnen den kurzen Weg zu den Feindposten. Rasch sind diese von 
Patrouille 2 erledigt. Camuzzi läßt die Patrouille 1 gegen die rechte, Patrouille 3 
wider die linke Ecke der Poftenstellung los, wo sie die erschrockenen Italiener aus 
der Kaverne herausholt. Indes stürmt die 4er-Patrouille dem rückwärtigen Teile 
des offenen Grabens zu. 
Wegen Versagens der Leuchtpistole setzt Camuzzi durch Zuruf die lauernden 
Maschinengewehre ins Feuer. Oblt. Braß' russische und Lt. Castellig' Maschinen¬ 
gewehre sperren mit ihren Stahlgarben den vom Ende des gedeckten Grabens 
(Punkt C der Skizze 20) gegen die feindliche Reservekaverne (Punkt E>) laufenden 
offenen Graben. 
Unterdessen — sieben Minuten seit dem Losbrechen waren verstrichen — stürmt 
Inf. tit. Gft. Stephan Schneeberger, der Führer der 4er-PatrouiIle, gegen die 
Reservekaverne an, weckt unsanft die beiden Telephonisten, setzt sie gefangen. Rasch 
ist die Telephonleitung von Schneebergers Drahffchere durchschnitten. 
Um 1.20 Uhr ist die feindliche Feldwache erledigt. Eilends werden Telephon¬ 
apparat, elf Gewehre, Gewehr- und Pistolenmunition, Handgranaten, Krampen, 
Schaufeln ausgehoben und in die Stellung geschafft. 
Schneebergers tatkräftigem Zugriff war es zu verdanken, daß das italienische 
Maschinengewehr- und Artilleriefeuer erst zu einer Zeit einsetzte, als sämtliche 
Gefangenen und das ganze Material geborgen waren. 
Unmittelbar hinter den Patrouillen 3 und 4 war auch die Sappeurpatrouille — 
nach Korp. Reiters Verwundung vom unerschrockenen Sappeur Joses Steiner 
geführt — vorgedrungen und hatte sich sogleich an die Zerstörung der feindlichen 
Drahthindernisse urid des rückwärtigen Verbindungsgrabens gemacht. Gänzliche 
Vernichtung blieb ihr versagt, denn um 1.45 Uhr flammt feindliches Maschinen- 
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