Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Kamme bis zweihundert Schritte südwestlich des Roecolo (1846 in) reichende Kampf¬ 
front übernehmen, in deren nördlichem Teile bereits die 12. IBrig. stand. Nun¬ 
mehr hatte an Stelle der 2. GbBrig. die 11. IBrig. die südliche, über Mga. Pozze— 
Mt. Forno—Osthänge des En. di Campo bianeo—Roecolo führende Anschlußfront 
zu beziehen. 
Die Kunde von der bevorstehenden Verschiebung nach Norden drückte aus die 
gute Stimmung im Regimente. Man hatte sich genug abgerackert, den schwersten 
Teil der Ausgestaltungsarbeiten hinter sich und sollte nun ausziehen aus einer 
Front, die manche Vorteile aufwies. Denn der gegenüberliegende Feind wurde 
durchwegs überhöht und konnte voll eingesehen werden. Auch waren die Italiener 
gegenüber der fast uneinnehmbaren Bastion des Mt. Colombaro am weitesten 
abgeblieben. Aus dem nahe gelegenen Galmararatale konnte die Versorgung des 
Regimentes mit allem Nötigen rasch und leicht bewirkt werden, vermochten doch 
die Fahrküchen bis zu den Reservekompagnien vorgezogen zu werden, wodurch die 
regelmäßige Verabreichung warmer, frischgekochter Menage ermöglicht war. Auch 
das Landschaftsbild mit seiner herrlichen Fernumrahmung, die verschiedentlichen 
Alpenblumen, besonders die Fülle blühender Alpenrosen — selbst das Edelweiß 
fehlte nicht — boten den Älplern Erinnerungen an das steirische Heimatland. 
Doch die 27er fügten sich in das Unvermeidliche, wenn auch mit dem Vorgefühle, 
daß der Tausch ihnen schwere Last eintragen würde. Sie hatten sich schon aus den 
von den Kameraden des II. Baons. im Lause des Juli erhaltenen Nachrichten ein 
ungefähres Bild über die Lageverhältnisse auf der öden Karstplatte geformt. Nun 
war die Stunde gekommen, in der es nordwärts ging. 
Als erste Staffel setzte sich am 29. Juli das in Reserve stehende halbe IV. Baon. 29.7. 
(13. und 14. Komp.) in Marsch. An diesem Tage rückte um 11 Uhr nachts Obstlt. 
Sieg! ein und übernahm von Mjr. Righetti das Regimentskommando, das dieser 
seit 24. Juli geführt hatte. Denn eine Lungenentzündung zwang Obst. v. Dorotka, 
der seit April 1915 alle Geschicke des Regimentes als dessen Führer miterlebt hatte, 
sein geliebtes Regiment vorübergehend zu verlassen. 
In der Nacht zum 31. Juli zogen in die Hangstellungen des I. Baons. die 
Iler-Jäger, in jene des III. Baons. aus dem Mt. Colombaro die 47er ein, die auch 
die Kompagnien des IV. Baons ablösten. 
Die 27er schieden vom Mt. Colombaro mit dem Bewußtsein redlich getaner 
Soldatenpflicht. Alle Anstürme der angriffslustigen Italiener hatten sie gleich in 
der ersten Zeit derart entschieden abgeschüttelt, daß der Feind in der Folgezeit 
nur schwächliche Tastversuche unternahm. 
Außerdem war es ihnen um die Aufrichtung einer festen Wehr ernst, zu deren 
Vervollkommnung nur mehr wenig fehlte. Wahre Genugtuung bot ihnen das 
Urteil der ablösenden Kameraden. Auch die Geschichte des ehemaligen Schwester- 
regimentes stimmt in das Lob ein: „Die Vorgänger hatten durchwegs sehr brav 
gearbeitet. Die übernommenen Stellungen waren ausnahmslos sehr sorgfältig aus¬ 
gebaut, in den Schützengräben und Unterständen herrschte tadellose Reinlichkeit 4“. 
Würden die 27er beim Beziehen der neuen Stellungen gleiche Befriedigung 
empfinden? Die nächsten Stunden mußten darüber entscheiden. 
1 47er-Regimentsgeschichte, 464. 
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