Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

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Hymen. Der verhängnisvolle Rückschlag bei der öst.-ung. 7. Armee bei Okna konnte 
Rumäniens wegen sehr nachhaltige politische Auswirkungen haben. 
Die Folgen dieser schweren Erschütterungen der Ostfront für das Schicksal 
der Südtiroler Offensive traten bald in Erscheinung. 
Als erster wurde Erzherzog Eugen am 6. Juni verständigt, daß die der 
Heeresgruppe zugedachte Verstärkung durch eine Division aus dem Nordosten unter¬ 
bleiben müsse. Die Offensive werde demnach nur durch Einreihung der vorhandenen 
130 Marschkompagnien in Fluß zu halten sein. Zwei Tage später hatte Erzherzog 
Eugen auf die ihm vom Isonzo her schon zurollende 61. ID. zugunsten der russischen 
Front verzichten müssen. Es war dies zugleich ein Zugeständnis Conrads gegen¬ 
über Falkenhayn, der schon die ersten Nachrichten über Luck mit der Forderung 
beantwortet hatte, Conrad möge ungesäumt bei Asiago Halt befehlen. Anderseits 
versuchte man mit kleinen Mitteln eine weitere Verringerung der in Tirol fechten¬ 
den Divisionen zu vermeiden. Hiezu wurden an verschiedenen Abschnitten der Süd- 
westfront einzelne Bataillone herausgelöst, die im Bedarfsfälle auf den russischen 
Kriegsschauplatz geworfen werden konnten. Am 11. Juni jedoch, nach dem kata¬ 
strophalen Durchbruch der Russen bei Okna, der zudem von einer bedenklichen 
Krise der 1. Armee begleitet war, sah sich GO. Conrad genötigt, aus der Südtiroler 
Angriffsgruppe heraus eine Division, die 48., und überdies schwere Artillerie 
abzuberufen. Nun wurde in Teschen auch schon eine etwaige Einstellung der Offen¬ 
sive erwogen; aber man vermochte sich noch nicht zu einem ganzen Entschlüsse 
durchzuringen, sondern bloß zu einer Begrenzung der vordem weit gesteckten Ziele, 
womit allerdings die Fortführung des Angriffes schon Sinn und Zweck zum guten 
Teil verlor. Offenbar wollte man den Höhenrand von Thiene deshalb noch gewinnen, 
damit man später eine Ausfallspsorte in die Ebene zur Verfügung habe. Das 
HGK. hielt es weder für erwünscht noch für notwendig, der Beschränkung der Ziele 
der Offensive durch Änderung der den unterstellten Armeen gegebenen Aufgaben 
Rechnung zu tragen. Ja, es hoffte, bei einem Gelingen der eingeleiteten Angriffe 
trotz Verminderung der Kräfte noch weitere Erfolge erzielen und die Offensive, 
wenn auch langsamer, fortsetzen zu können. Jedoch schon der mehrmals verschobene 
und schließlich am 12. Juni angesetzte Angriff des XX. Korps brachte eine schwere 
Enttäuschung1. 
Er hatte der Bezwingung des Mt. Giove gegolten, die den tapferen Kaifer- 
jägern vom 4. Regiments mißlang und fchwerste Opfer forderte. Es war der letzte 
Angriff der 11. Armee, die nach der von GO. Dank! erbetenen Enthebung am 
17. Juni in GO. Rohr, dem bisherigen Kommandanten der 10. Armee, einen neuen 
Führer erhielt. 
Auch der im Bereiche der 3. Armee für den 15. Juni vorbereitete Angriff nahm 
nicht den erhofften Verlauf. Ein Unstern lag über den Kämpfen des I. Korps, 
aus dessen Mitte heraus (Raum von Cesuna) die feindliche Stellung dort zerschlagen 
werden sollte, wo die Waldzone am schmälsten war. Am 16. Juni entbrannte ein 
wechselvolles, erbittertes Ringen um den Mt. Lemerle. Die vom HGK. aus¬ 
gesprochene Hoffnung aus einen baldigen Erfolg hatte sich demnach nicht erfüllt. 
Die Hauptursache des Mißglückens des Angriffes lag darin, daß die Artillerie 
nicht ihre volle Wirkung entfalten konnte. Die ganze Anlage des Durchbruches 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 339, 342, 514, 515. 
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