Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Vorrückung fortzusetzen. Um 2.30 Uhr nachmittags erteilt Obst. Staufer den Befehl, 
wonach das I. Baon. nördlich der Bahn anzugreifen habe. Das II. Baon. verschiebt 
sich südwärts der Eisenbahn. Das I. Baon. nimmt die Vorbewegung erst auf, sobald 
das II. Baon. auf gleiche Höhe mit ihm gelangt ist. 
Obst. Staufer steigt den feindwärtigen Rideaurand, über den unausgesetzt ver¬ 
einzelte Weitschüsse flitzen, hinan und beobachtet durch den Trieder das Vorgelände, 
vom Regimentsadjutanten zur Vorsicht gemahnt. Kaum hatte auch Mjr. Schwarz 
seinen dringenden Warnungsruf gesprochen, sehen die im Graben Hockenden 
Obst. Staufer taumelnd sich wenden. Ein Bruststeckschuß in der Höhe des ersten 
Ordensbandes hatte den hochverehrten Regimentskommandanten außer Gefecht 
gesetzt. Nach Anlegen eines Verbandes über die völlig blutlose Einschußstelle wird 
Obst. Staufer auf eine rasch herbeigeschaffte Tragbahre gelegt. Er ist ruhig und 
fest. Sein erstes Verlangen geht nach einer Zigarette. Dann trägt man ihn hin¬ 
unter nach Powitno. 
Nur fünfzig Stunden hatte Obst. Staufer das Regiment geführt. Beim Vor¬ 
märsche vom Türkenhübel am 7. September mittags hatte er das Regimentskom¬ 
mando übernommen, von den 7er-Iägern kommend, mit denen er bei Krasne 
ehrenvoll gekämpft. Schon am folgenden Tage vermochte er mit dem Regiments 
Revanche für Skwarzawa zu nehmen. Als erfahrener, ruhig abwägender Führer 
hatte er sich voll bewährt. Ein echter Soldat mit warmfühlendem Herzen schied von 
den 27ernK 
Noch dem Eindrücke des schmerzlichen Erlebnisses hingegeben, macht sich der 
Regimentsadjutant, Hptm. Fröhlich, auf den Weg, um den letzten Befehl seines 
Obersten den Bataillonen zu überbringen. Ihm schließt sich der Adjutant des I. Baons., 
Oblt. Wunsch, an. Beide erreichen die Feuerstellung der Haubitzbatterie beim Fried¬ 
hofwäldchen. Plötzlich starkes Schreien, Rufen. Und schon prescht es heran, in 
wildem Laufe. Die beiden Adjutanten werfen sich entgegen. Der Regimentsadjutant 
deutet mit den Armen auf die Linien der 27er vom II. Baon., die soeben in 
ruhigem, festem Schritte, wie auf dem Exerzierplätze, längs der Bahn vorrücken. 
Dieser kontrastierende Anblick wirkt beruhigend auf die durch einen Feueranfall 
der Feindartillerie aufs höchste erregten Nerven der 97er. Hinter einer niederen 
Bodenwelle tritt die Entspannung ein. Sie wird auch von jenen empfunden, die 
weiter rechts bis hinunter zur Bahn massiert an den Bremsstock des dort halten¬ 
den I./27. Baons. stoßen. 
In fliegender Hast eilt der Regimentsadjutant zum I. Baon., orientiert Hptm. 
Leopold Steinmetz über die Geschehnisse und überbringt den Angriffsbefehl. Dann 
geht es zurück, dem II. Baon. entgegen. Dieses wird gestoppt. Mjr. Siegl erhält 
Kunde von dem schmerzlichen Ereignisse, übernimmt das Regimentskmdo. In 
kleinen Gruppen — denn der Russe sendet Schrapnells ohne Unterlaß — geht es 
sodann bei einem Wächterhause über die Bahn. Dort lag bereits die Tete des 
IV. und III. Baons., an die Südslanke des Bahndammes gelehnt. Die beiden Batail¬ 
lone waren vormittags nördlich der Wereszyca zwischen Zuszyce und Stronna der 
Gruppe Obst. Mayer gefolgt. Um die Mittagsstunde von GM. Goiginger, dem Kom¬ 
mandanten der 122. SchBrig., zum Uferwechsel und zur Vorrückung gegen Bojana 
1 Obst. Staufer fiel am 29. Juni 1915 bei San Martina am Karste als Kommandant der 
58. Gebirgsbrigade einem Granattreffer zum Opfer. 
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