Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Das Regimentskmdo. erfuhr von der Waffentat der Regimentspioniere erst nach 
Ende der Schlacht in den späteren Nachmittagsstunden. Vom Regimentskmdo. hatte 
Oblt. Perlest keinen Befehl zum Eingreifen ins Gefecht empfangen. Geschah demnach 
schon das Vorführen der Pionierabteilung von Ottenhausen zum Meierhofe aus 
ureigenster Initiative, fo erfolgte auch der Einsatz zum Angriffe auf eigene Verant¬ 
wortung des Abteilungskommandanten. 
Der Angriff der Regimentspioniere zeigt ein auffallendes Merkmal: innerhalb 
eines relativ engen, abgeschlossenen Kampfraumes vermag eine zahlenmästig 
schwache Abteilung an einer hartumstrittenen, kritischen Stelle der Eigen- und 
Feindfront vielfachem Feinde gegenüber einen entscheidenden Erfolg zu erringen. 
Herausgeschnitten aus dem Gesamtgefechtsbilde, gemahnt der Angriff der 
Pionierabteilung unter dem schützenden Garbenfchleier von Maschinengewehren 
und einer Flanken-Feuerstafsel an eines jener „Gefechtsmomente", wie sie die 
27er in Friedenszeiten mit scharfer Munition auf dem verkarsteten Gefechtsschieß- 
platze von Wigaun-Wefulak (bei Zirknitz) übten und worin gerade Oblt. Perlest 
als ehemaliger langerprobter, erfahrener Gefechtsschießplatzkommandant und nicht 
minder der vielbewährte erste MGA.-Kommandant des Regimentes, Hptm. Gallent, 
Spezialisten der Schießtechnik waren. Nur standen diesmal keine Scheiben gegen¬ 
über, sondern ein vollwertiger, kriegserprobter, zäher, zudem an Zahl vielfach 
überlegener Feind, aus dessen Südflanke besondere Gefahr drohte. Gewiß stand 
die Unternehmung angesichts der allgemeinen Lage im Zeichen eines Wagnisses. 
Letzten Endes trat energischem Willen und tapferem Sinne auch ein treuer Heiser 
zur Seite: Soldatenglück. Vermessener Leichtsinn, Verantwortungslosigkeit wäre 
es, nur der Glücksgöttin zu vertrauen. Auf solch schwankendem Grunde war das 
Eingreifen in keiner Weife ausgebaut. Ging nicht der Erfüllung verantwortungs¬ 
bewußtes überlegen voraus? War nicht alles spätere Geschehen aus genauestes 
Beobachten aufgerichtet? Und all dies im höchsten Drange einer würgenden Krise! 
Wie nahe lag die Verleitung, energisches Wollen ungestüm in die Tat umzusetzen! 
Eiserner Führerwille hielt die angespannten Nerven im Zaume, wußte den noch 
unter den niederdrückenden Einflüssen des Krisenerlebnisses stehenden, vielleicht 
begreiflicherweise innerlich noch schwankenden, noch nicht voll vertrauenden Pio¬ 
nieren jenes Fluidum einzuflößen, das die physischen und moralischen Kräfte dieser 
„Prachtkerle" vervielfachte: Selbstvertrauen! 
Im ganzen genommen, war durch das initiative, willensstarke, überlegt¬ 
bravouröse Draufgehen des Oblt. Perleß mit seinen durch das mitreißende Beispiel 
ihres Führers sturmentflammten Kämpfern ein voller Erfolg erzielt, der auch in 
moralischer Hinsicht hoch zu veranschlagen war. 
Oblt. Perleß erhielt für diese Waffentat außer einer belobenden Anerkennung 
des 28. IDKmdos. das MVK. 3. KI. und nach Kriegsende vom Kapitel des Militär- 
Maria-Theresiens-Ordens die goldene TM. f. Offz. zuerkannt \ 
Für hervorragendes, tapferes Verhalten wurden ausgezeichnet: Mit der 
gold. TM. Korp. tit. Zgf. Rudolf Winkler, der sich während des Kampfes als UO. 
hinter der Front besonders bewährte; mit der silb. TM. 1. Kl. Zugs. Franz Iagers- 
1 Die Dekorierung des Mjr. d. R. Johann Perleß ging am 30. Mai 1926 in Anwesenheit 
des Maria-Therefien-Ordensritters GO. Graf Dank! inmitten der beim Hackher-Denkmal auf 
dem Grazer Schloßberge ausgerückten Frontkämpfervereinigung und 27er Kameradschafts¬ 
bünde in besonders feierlicher Weife vor sich. 
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