Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

In der mittlerweile voll ausgereisten Krise waren sie von den rllckströmenden 
Frontteilen in die große Rachel hinuntergeschwemmt worden. Wütender Grimm 
erfaßte Oblt. Perleß. „Wer hat Rückzug besohlen?" Mit diesem Rufe eilt er durch 
die Rachel, findet in dem Wirbel seine Abteilung. Zähe, ungebrochene Führerenergie 
bannt sie fest, führt sie wieder durch die kleine Ostrachel zum früheren Standorte vor. 
Den Pionieren, die noch unter den nachwirkenden Einflüssen des Absetzens aller 
eigenen Abteilungen vom Feinde im Meierhofbereiche standen und denen während 
der Abwesenheit ihres Führers unter anderen auch ein Stabsoffizier des IR. 47 
„Pioniere von 27! Zurück!" zugerufen hatte, mag das neuerliche, völlig isolierte 
Vorgehen noch unverständlich geblieben sein. „Was wird unser Häuflein allein gegen 
die Übermacht viel ausrichten?" In diesen Gedankengängen spiegelte sich noch 
zweifelndes Vertrauen. Aber Perleß ließ nicht locker. Unbeugsam hatte er sie aus 
dem wirbelnden Durcheinander herausgerissen und vorgeführt. Und schon meldet 
sich eine Stimme: „Na, gemma halt! Alle wer ma ja net hin sein!" Es ist 
Zgf. Iagersbacher, ein Hüne von Gestalt, kaltblütiger „Jager", dessen aufmunterndes 
Wort aufhorchen läßt. Oblt. Perleß befiehlt, da die Taschenmunition der Pioniere 
nur vierzig Patronen beträgt, von den zahlreichen Toten und Verwundeten 
Munition abzunehmen, die rasch in Brotsack und Taschen verstaut wird. 
Dann führt er persönlich die Schwärme einzeln bis hinter die feindwärtigen Objekte 
des Meierhoses vor, vorbei bei einem Brunnen, wo zwei Offiziere des Schwester- 
regimentes ihn wegen des starken Feuers vor einem Angriffe warnen. Aber er 
läßt die warnenden Stimmen ungehört, erklärt allen vier Schwarmsührern die 
Lage,. setzt ihnen die Durchführung des Vorstoßes auseinander, eilt noch mit 
Zgs. Iagersbacher auf den Dachboden des Stallgebäudes und erteilt schließlich den 
Angriffsbefehl an die vier Unterführer: Korp. Tremesberger (1. Schwarm), Korp. 
Wagner (2. Schw.), Korp. Schwab (3. Schw.), Zgf. Iagersbacher (4. Schw.). 
Nach vollzogener Verschiebung des Schwarmes Zgf. Iagersbacher zu den 
brennenden Häusern von Zuszpce bricht Oblt. Perleß mit den drei Schwärmen 
zirka 2 Uhr nachmittags zwischen den feindwärtigen Objekten des Meierhoses vor. 
Trotz des sofort mit aller Heftigkeit aus zirka 300 Schritt Distanz einsetzenden Russen- 
seuers erheben sich die braven Pioniere, die ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen 
hatten, kampsentschlossen mit ihren wagemutigen Führern wie ein Mann. Ein 
Sprung von 40 bis 50 Schritten bringt sie näher an den Russen. „Schießen und 
Eingraben!" Alles scharrt sich, maskiert durch das Kartoffelkraut, mit den Händen 
ins weiche Erdreich des Kartoffelackers ein. Die Russen am Hohlwegrande zeigten 
nur bei Schußabgabe ihre Köpfe und verschwanden wieder rasch. Ihr Feuer ging 
aber im großen und ganzen über die Köpfe der Pioniere hinweg. Aus dem Dach¬ 
bodenraume ratterten Gallents Maschinengewehre. Wie auf dem Schießplätze 
nehmen die Pioniere — die meisten waren erstklassige Schützen — die braunen 
Tellermützen aufs Korn. Das Feuer beim Gegenüber läßt merklich nach. Prescht 
doch auch empfindliches Feuer in feine linke Flanke. Es kommt vom vierten 
Schwarme, den Zgf. Iagersbacher mit besonderer Schneid führt. Sein Schwarm 
hat sich in dem Buschwerke nächst des brennenden Ortsteiles eingenistet. Gft. Feiertag 
und Gst. Wimmler stellen die Verbindung mit der Gruppe des wagemutigen 
Pionierzugskommandanten her. 
Unter dem Feuerschutze des Schwarmes Zgf. Iagersbacher geht es sprungweise 
bis auf fünfzig Schritte an den Feind. Das wieder auslebende Feuer zwingt zu 
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