Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Denn mittlerweile drängte auch die Lage bei Zuszyce zur Entscheidung. An ihr 
sollte in ausschlaggebender Weise eine Abteilung vom Regimente teilhaben, die 
unbeachtet in Ottenhausen ruhte, bis ihr Wecker kam. 
Eingreifen der 27er Regimentspioniere 
Es war die Regimentspionierabteilung unter Oblt. Perleß. Dieser verfolgte vom 
Dache eines Hauses am Ostausgange von Ottenhausen die Vorgänge im Kampf¬ 
gelände, insbesondere die am Südflllgel sichtbaren Anzeichen einer bevorstehenden 
Krise. Er vernahm die von vorne einlangenden, geringen Trost verheißenden 
Meldungen, die Berichte passierender Leichtverwundeter, die von den starken Ver¬ 
lusten in der Feuerfront, von der nahezu unerträglichen Feuerwirkung zu erzählen 
wußten. Auch stand er unter dem Eindrücke, daß keine schlagkräftige Reserve mehr 
vorhanden sei. 
So reift in ihm der Entschluß, in einer von ihm besonders schwer empfundenen 
kritischen Lage mit den Regimentspionieren einzugreifen, „das Blatt entweder zu 
wenden oder das Los mit dem Regimente zu teilen". Die immer trostloser klingenden 
Nachrichten von vorne drängen zu raschem Handeln. 
Schon in den nächsten Minuten gehen die schwer tragenden Schwarmgruppen in 
starkem, enfilierendem Infanterie-, Maschinengewehr- und Geschützfeuer vom 
Ostausgange des Ortes Ottenhausen los, verschwinden in der westlichen Rachel, 
schlängeln sich in raschem Vorwärtsdrange durch die große Rachel und beruhigen die 
schwer arbeitenden Lungen in einer Raststellung hinter dem letzten Gehöfte des 
Großmeierhofes von Zuszyce. 
Mjr. Sigmundt will die Pioniere als letzte Reserve bei sich wissen. Oblt Perleß 
läßt nicht ab von seinem einmal gefaßten Entschlüsse, weiß ihn zu überzeugen, daß 
die kritische Lage des Südflügels schnelles Eingreifen erfordere. Seine drängende 
Bitte wrrd erfüllt: die Bahn zu selbständigem Handeln ist frei! 
Die ausgedehnte Gehöftgruppe behindert jedwede Aussicht. Sohin läßt Oblt. Perleß 
die Abteilung vorerst hinter dem Gehöfte. Eilends gewinnt er das Dach des mächtigen 
Stallgebäudes. Die geübten Spüraugen des Jägers erspähen die an der Hohlweg¬ 
rampe meisterhaft eingegrabenen, durch einen Kartoffelacker getarnten Russen. Der 
Blick erfaßt das Gelände unmittelbar östlich des Meierhofes: Tote und Verwundete 
geben Zeugnis von der Härte vorausgegangenen Kampfes. Im Bereiche des Meier¬ 
hofes und gegen den Ort Zuszyce sind keine eigenen Abteilungen mehr wahrzu¬ 
nehmen. Nur die MGA. I auf dem Dachboden. Mit Hptm. Gallent wird noch der 
Raum jenseits des Hohlweges in die Trieder eingefangen. Die Trigonometerhöhe 300 
mit ihren speienden Maschinengewehren ist rasch entdeckt. Schon schickt sich 
Hptm. Gallent an, den Feuerstrom seiner Maschinengewehre dorthin zu lenken. 
Noch überlegt Perleß: wenn Gallent die Teufel auf der Höhe niederhält, ein eigener 
Feuerschutzstaffel die Tellermützen an dem Hohlrisse niederzwingt, die Abteilung 
durch den Meierhof direkt und überraschend vorstößt — dann muß es gelingen! 
Sein Entschluß ist gefaßt und Hptm. Gallent mitgeteilt: Vorstoß zwischen den 
feindwärtigen Gehöften durch mit drei Schwärmen; ein Schwarm placiert sich bei 
dem Buschwerke nächst der brennenden Ortshäuser vor dem Hohlrisse, flankiert 
gegen diesen. 
Nun eilends zurück zur Abteilung! O Schreck! Verschwunden waren die Pioniere! 
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