Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

So muß denn der hungrige Magen mit einer Fleischkonserve befriedigt werden. 
Dann ging es — es war 10 Uhr vormittags geworden — ohne Pferde und Train 
in die bereitstehenden Zugsgarnituren. Gase, bei dem die Wagen des schwerfälligen 
Trosses Tag und Nacht vorüberfluten, wird passiert, auch das südwärts gelegene 
Mikotajöw mit seinem weithin ins Land blickenden Wahrzeichen, der orthodoxen 
Kirche, und schließlich das Endziel Sotowa — 2 km südwestlich Kurowice — 
erreicht. Von hier geht es im Fußmarsche gegen 1 Uhr nachmittags über die südlich 
der Ortschaft Turkocin aufsteigende Waldhöhe 398 — das Hügelgelände bei 
Turkocin setzt sich aus wellenförmiger, teilweise von steilwandigen Hohlwegen 
durchbrochenen Höhenrücken zusammen — dem Orte StanimirL zu, in dessen Nähe 
ein schützender Wald als Nachtquartier das schlafmüde Marschbataillon aufnimmt. 
Alle Versuche, mit der 22. LID. Richtung Przemyslany Verbindung zu gewinnen, 
scheitern. 
Sie wurden auch bei anbrechendem Morgen des 29. fortgesetzt. Schließlich wird 29.8. 
um 4.30 Uhr früh aufgebrochen, unterwegs auf Teile des Kärntner Regimentes 
Nr. 7 gestoßen und in Erfahrung gebracht, daß die Grazer Landwehrdivision über 
das 2 km südwestlich StanimirL gelegene Hanaczöw abgezogen sei. So wurde denn 
eine Stunde nach Aufbruch gegen diesen Ort abgebogen. Aber welche Enttäuschung! 
In Hanaczüw weit und breit von der Landwehr nichts zu erblicken! Das hin und 
her pendelnde Bataillon, nunmehr entschlossen in die Richtung des Kanonen¬ 
donners losmarschierend, macht kehrt und ersteigt den bewaldeten Höhenrücken 401 
südlich Stanimirs, der um 9 Uhr vormittags bezwungen ist. Den von hier, auch 
mit optischen Mitteln, aufgenommenen Versuchen, mit der Landwehr in Fühlung 
zu treten, ist gleichfalls kein Erfolg beschieden. Nach Abkochen einer Frühstücks¬ 
konserve wird in Erkenntnis der ganz und gar ungeklärten Lage nächst StanimirL 
gesicherter Halt bezogen. 
Endlich konnten zur Mittagsstunde Teile der eigenen 3. MaBrig. gesichtet und 
an sie erwünschter Anschluß genommen werden. 
Nun geht es zur Abwechslung wieder nordwärts, vorerst hinunter in das von 
den 27ern umkreiste Stanimirs und hinauf auf die Waldhöhe 398, in deren Bereich 
sich die Truppen der Grazer Marschbrigade sammeln sollten. Nach kräftever¬ 
zehrendem, an die Nerven reißendem Hin und Her ist man wieder bei der ersten 
Station des Kreuzweges angelangt, aber auch in die engere Kampfzone eingezogen. 
Russische Granatsalven schlagen dröhnend durch die Baumwipfel in den vermuteten, 
vielleicht schon entdeckten Sammelraum, fordern die ersten Opfer. 
Im versinkenden Tage werden die Belgier in die östlich der Trigonometerhöhe 398 
südöstlich Turkocin verlaufende Gefechtssront im Frontbereiche des Krainer IR. 17 
eingesetzt. Von den vier Marschkompagnien sind 21/* Kompagnien in der ersten 
Linie, IV2 in fünf Gruppen zerstreut. Das Einrücken in die Kampffront vollzieht 
sich unter neuen, wenn auch geringen Opfern, die auch am folgenden Tage nicht 38.8. 
ausblieben, da die übermächtige Russenartillerie die kärglichen Schützendeckungen 
mit Granaten und Schrapnells bedachte. 
Wie Nervosität und erschüttertes Selbstvertrauen sich bereits in den vordersten 
Gefechtslinien eingenistet hatten — psychische Ausstrahlungen des eindrucksvollen 
Erlebnisses der ersten Schlachttage — mag die Tatsache erhärten, daß in der Nacht 
auf den 30. August Reserven des Marschbataillons, zum Glück ohne Schaden, irriger¬ 
weise aus dem Bereiche der Feuerlinien angeschossen wurden. 
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