Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

In wechselvollem Ringen hatten die Truppen der 6. ID. und der 16. LstGbBrig. 
am 23. November ihre Stellungen behauptet. Infolge der fortgesetzten Kämpfe war 
jedoch die geplante Ablösung der 6- ID. durch die 20. HID. unmöglich geworden. 
Die letzten Anstrengungen des beharrlichen Feindes, den Mt. S. Michele, den 
Schlüsselpunkt der Isonzosront, zu Fall zu bringen, machten schließlich auch den 
Einsatz der 20. HID. nötig. Zunächst mußten die durcheinandergeratenen Verbände 
wieder geordnet werden. In der Nacht aus den 24. kam das ausgeruhte HIR. 4 an 
Stelle der 16. LstGbBrig. in die Front. Überdies zwang das Ansammeln starker 
Feindkräfte gegenüber der 6. ID. zur Heranziehung der kaum aus der Kampffront 
v herausgezogenen Truppen. So mußten die braven 7er- und 8er-Iäger ihre Quar¬ 
tiere in Biglia verlassen und noch nachts in das Barackenlager südlich von 
Gabrije grn. abrücken. 
Die Stellungen vom Isonzo bis einschließlich des Mt. S. Michele hielt FML. Fürst 
Schönburg mit der 6. ID. und dem HIR. 3; den Abschnitt vom Mt. S. Michele 
bis einschließlich der Straße S. Martina bei Carso—Sdraussina hatte GM. von 
Lukachich, der Kommandant der 20. HID., zu verteidigen. Das Kommando über 
die vorderste Kampffront im Abschnitte der 6. ID. in Cotiöi übernahm am Vor¬ 
mittage des 24. November Obst. Stadler, der Kommandant der 39. HIBrig., von 
GM. Rudolf Müller, Kommandanten der 12. IBrig. 
Der Kampf um den Mt. S. Michele ging indessen fort. Der in der Nacht zur 
Wiedergewinnung der früheren Stellung im Abschnitte S. Martino von GM. von 
Lukachich angesetzte Gegenangriff vermochte nicht durchzudringen. Seine Wieder¬ 
holung war für die kommende Nacht geplant. Ein Morgenangriff der hier neu- 
eingesetzten italienischen halben 9. ID. (Brig. Palermo) brach blutig zusammen. 
Im Abschnitte der 6. ID. erfolgte in der Nacht ein schwacher Angrifssversuch gegen 
den Mt. S. Michele. Dagegen blieb der Nordhang von Angriffen verschont. Feind¬ 
liche Patrouillenvorstöße wurden leicht abgewiesen. Nächtliches Störungsseuer der 
Feindartillerie ließ die ermüdeten Kämpfer nicht zur Ruhe kommen. Bei grauendem 
24.11. Morgen wurde wie alltäglich die Grabenbesatzung stark verringert, um sie nicht 
dem wütenden Artillerieseuer zu opfern. Im Kampfabschnitte Oblt. Rack wurde 
vorne nur ein Zug der 19. Komp, belassen; von der halben 17. Komp, verblieb 
der Zug des Kad. i. d. R. Wiedner in der Kampffront als Reserve, der andere 
rückte zur Abschnittsreserve an der Eisenbahn ein. 
Alles war, mit dem seinen Instinkt des Frontsoldaten für „dicke Luft", eines 
neuen Ansturms gewärtig. In den Vormittagsstunden machten sich noch keine 
Anzeichen geltend. Auf dem 27er-Abschnitte, besonders auf 124, lag unausgesetztes 
feindliches Artilleriefeuer, das der schwach gehaltenen Grabenbesatzung, einem Zuge 
der 19. Komp., schwere Einbuße zufügte. Es mußte ein frischer Halbzug dieser 
Kompagnie eingesetzt werden. 
Um die dritte Nachmittagsstunde, nachdem sich die feindlichen Batterien ausgetobt 
hatten, brach der Italiener aus seinen Sandsackstellungen vor. Wie am Vortage 
ist die Gewinnung der sturmumtobten Kuppe 124 sein Ziel. Ein hin- und her¬ 
wogendes mörderisches Ringen nimmt nun seinen Anfang. Wilde Anläufe der 
Italiener flammen wie Strohfeuer auf und Verladern wieder. Ein grausiges, 
männermordendes Wechselspiel von Stoß und Gegenstoß! 
Einen der ersten Gegenstöße vollführt Kad. i. d. R. Hans Wiedner mit seinem 
Zuge der 17. Komp. Mit vorwärtsreißender Schneid, allen voran, wirft sich Wiedner 
476
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.