Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

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22.11. Die übernommene „Stellung" fanden die 27er in einem höchst betrüblichen 
Zustande vor. Mit Ausnahme des Frontteiles beiderseits der Eisenbahn, etwa zwei 
Zugsbreiten, wo stellenweise schon mannstiefe Grabenteile bestanden, zogen etwa 
drei Mertel des Abschnittes ohne jedwede Deckung gegen Sicht über freies, steiniges, 
von Granaten aufgewühltes, typisches Karstterrain. Die 27er machten sich mit einer 
Sappeurkompagnie noch in der Nacht, die von Feuerüberfällen der feindlichen 
Artillerie wiederholt gestört war, an die Arbeit, wohl in der niederdrückenden 
Erkenntnis, daß ein Granatsturm all das in mühvoller Hast zur Not Wieder¬ 
hergestellte im Nu wegfegen würde. Die Arbeiten konnten auch tagsüber, wenn 
auch zeitweilig unterbrochen, fortgesetzt werden, da am 22. November der italienische 
Druck sich hauptsächlich auf den südlichen Anschlußraum von S. Martina auswirkte. 
Trotzdem es im 27er-Kampfabschnitte zu keiner größeren Kampfaktion gekommen 
war, hatte das feindliche Artilleriefeuer innerhalb der ersten vierundzwanzig 
Stunden 13 Tote, 64 Verwundete als Opfer der drei Frontkompagnien verschlungen. 
Im Lause des Tages wurden die beiden 27er-Kompagnien im Vallonetal heran¬ 
gezogen. Die 18. Komp, marschierte über Rubbia und kam als Reserve des Hptm. 
Steinmetz in die beiden Eisenbahndurchlässe; die 19. Komp, verschob sich nordwärts 
nach Gabrije dl. (südlich von Rubbia) und verblieb Brigadereserve. 
In der Nacht aus den 23. erhielt der 27er-Südflügel, die 14. Komp., neue 
Nachbarschaft. Fünf Kompagnien des HIR. 3 übernahmen den Abschnitt Isonzo-Süd, 
vier Honvödkompagnien standen in Reserve. 
23.11. Am 23. November kam es neuerlich nördlich und südlich des Mt. S. Michele zu 
erbitterten feindlichen Angriffen durch frische Kräfte. Tagsüber eingebrachte 
Gefangene wissen zu berichten, daß in dem Raume zwischen Peteano—S. Martina 
acht italienische Regimenter zum Angriffe gruppiert sind. 
Seit frühem Morgen heulen Geschosse gleich Schwärmen unsichtbarer Dämonen 
gegen den Nordhang des Mt. S. Michele, vor allem gegen die wundgeschossene 
Kuppe 124 im Bereiche der 14. Komp. Sturzbäche heißen Eisens rasen gegen die 
Hänge. Ein Vorhang aus Qualm und emporgeschleüdertem Gestein behindert die 
Sicht. Krepierende Schrapnells bellen über den Köpfen des hartgeprüften Ver¬ 
teidigers, der mangels ausreichender Kavernen in den Grabenresten nahezu schutzlos 
diesem höllischen Feuer preisgegeben ist. Die Drahtballen werden zerfetzt, die 
wenigen noch standfesten Brustwehrteile Hinweggefegt. Immer wieder bricht der 
todbringende Karstboden aus, wirft zerschmettertes Gestein und rostrote Erde in 
Fontänen hoch. 
Aber Alplertreue klammert sich im dröhnenden Hammerwerke unverzagt an 
das Trümmerfeld. Wohl find es nicht mehr allzu viele von der Tagesbesatzung der 
braven 14. Komp., die der stählernen Windsbraut entkommen sind. Aber sie sind 
hart genug, um drei Angriffsversuchen der italienischen Infanterie die Stirne zu 
bieten. Allen voran Korp. tit. Zgs. Karl Hammer der 14., der heldenmütige Zugs¬ 
kommandant auf 124. Ihm zur Seite Gft. tit. Korp. Christian Leirer, den noch 
drei Tapfere seines Schwarmes unterstützen. Hammer hält allen Angriffen stand. 
Gegen vier Uhr nachmittags aber kommt die Wendung. Der Italiener ist einge¬ 
brochen. Der Rest der vom Feuerstrahl getroffenen, dezimierten Besatzung ist am 
Ende seiner Kraft. Der Feind steht — nicht zum ersten Male — aus der „blutigen 
Kote". 
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