Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Die vierte Jsonzoschlacht 
(10. November bis 14. Dezember 1915) 
Skizzen 65, 66 
Die Ereignisse bis zum Eintreffen des IV. und des V. Bataillons 
(10. bis 17. November 1915) 
Nach kaum einer Woche Entspannung war am 10. November um die Mittags¬ 
stunde die vierte Jsonzoschlacht entbrannt. Ihr Auftakt war eine nur vierstündige 
Artillerievorbereitung von bisher nie erlebter Wucht. Dann brach der breit und 
massig angelegte Infanterieangriff gegen den Görzer Brückenkopf und den Nordteil 
der Karsthochfläche los. 
Im Görzer Brückenköpfe erstickte die Wucht der mit etwa dreifacher Übermacht 
geführten italienischen Angriffe am 13. November in Blut und Morast. An der 
Karstfront kam es an den beiden Großkampftagen des 10. und 11. November noch 
zu einheitlich geleiteten, allgemeinen Angriffen der feindlichen Hauptkraft gegen 
den größten Teil der Karstfront. In den nächsten Tagen vermochten sich aber die 
stark ausgebluteten Italiener nur mehr zu Teilvorstößen aufzuraffen. 
Nach den zweitägigen ergebnislosen Angriffen der italienischen 3. Armee gegen 
die Front des VII. Korps versuchte der Feind, das angestrebte Kampfziel, den 
Mt. S. Michele, durch starke, zur Umfassung von Norden führende Angriffe aus 
dem Raume von Peteano bei gleichzeitigem Versuche eines Durchbruches in der 
Mitte des VII. Korps (südwestlich von S. Martina) zu erreichen. Die Kämpfe 
steigerten sich am 13. November zu größter Heftigkeit und erlangten am 14. ihren 
Höhepunkt. 
Im Brennpunkte der Kämpfe stand die Grazer 6. ID., die alle feindlichen 
Angriffe, zum Teil im Gegenstöße, zum Scheitern verurteilte. 
Am 14. gegen Mittag fetzte ein neuerliches heftiges Trommelfeuer gegen die 
beiden vom italienischen Armeeführer gewählten Angrisfsräume ein, dem mächtige 
Infanteriestürme folgten. Nach der blutigen Abwehr mehrerer Nahangriffe erlitt 
die 6. ID. um 4 Uhr nachmittags südlich von Peteano eine Einbeulung in der 
Ausdehnung von etwa 400 Schritten. Mit Eintritt der Dunkelheit versuchten 
starke italienische Kräfte nördlich der Einbruchsstelle in wiederholten Stürmen 
ihren Gewinn zu erweitern, wurden aber durch das bh. IR. 2 zurückgeschlagen. 
Kurz darauf schritten die Reste des FIB. 8, des bh. IR. 2 und Teile des 
k. u. LstIR. 17 zu einem vom Kommandanten der 12. IBrig., GM. Rudolf Müller, 
trefflich geleiteten Gegenangriff, durch den nach erbittertem Handgemenge die 
verlorengegangene Stellung in der ganzen Ausdehnung zurückgewonnen wurde. 
Der weichende Feind wurde sogar über die Stellung hinaus verfolgt. Feindliche 
Reserven, die verspätet eingriffen, mußten wieder weichen. Allmählich flaute der 
Kampf wieder ab *. 
Das fünftägige Ringen um den Besitz des so heiß umstrittenen Mt. S. Michele 
wurde noch am 15. November fortgesetzt. Vom Morgengrauen des 15. an raste der 
Feuerorkan der italienischen Batterien in weitem Umkreis gegen den rechten Flügel 
und die Mitte der Grazer Division. Von 7 Uhr vormittags bis in den späten 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, III., 479. 
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