Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

allein es gab manch Unerfreuliches, und es bedurfte harter Mühe, um die Bergfront 
trotz aller Wetterunbilden nicht nur zu einem uneinnehmbaren Bollwerke auszu¬ 
gestalten, sondern sie auch für den nahenden Wintereintritt mit allem Nötigen zu 
versorgen. Die Nachfolger mochten zufrieden fein und waren des Lobes voll. 
Immerhin bot dieser Zeitabschnitt die Möglichkeit, Kräfte für kommende schwere 
Tage zu sammeln. Die allernächste Zeit sollte die Notwendigkeit dieses Kraft- 
aufspeicherns zur Genüge bestätigen. 
Nun tauschten die 27er die Erhabenheit des Hochgebirges gegen die öde des 
Steinernen Meeres am Jfonzo, den nur zeitweilig gestörten Bergsrieden gegen 
die Karsthölle ein. Das Schicksal führte auch sie hinein in die Nimmersatte 
Menschenmühle. Als sie über Raibl nach Tarvis abzogen, waren ihre Gedanken 
noch versunken in die verlassene Legsöhrenwildnis. 
Die Herbstschlachten an der Jsonzofront 
Rückschau auf die dritte Jsonzoschlacht 
(18. Oktober bis 4. November 1915) 
In der mehr als zwei Monate währenden Atempause an der Jsonzofront, auf 
die der Begriff „Ruhe" letzten Endes nicht anwendbar war und während der das 
Regiment innerhalb dreier Wochen einen Vorgeschmack vom „Krieg im Stein" 
bekommen konnte, hatten sich die militärpolitischen Ereignisse aufs höchste 
gesteigert. Hatten die Armeen des Zaren nach ihren schweren Niederlagen im 
Frühjahre und im Sommer wieder festen Fuß gefaßt, so flammte im Osten in 
den letzten Augusttagen der Schlachtenlärm aufs neue aus und toste durch die 
schier unendliche Kriegsbühne von der Donaumündung bis zur Bugquelle. Zu 
gleicher Zeit deuteten Anzeichen auf einen neuen Ausbruch des Balkanvulkans. 
Bulgarien war in die Kriegsarena getreten, als neuer Partner der Mittelmächte 
aus dem blutüberströmten Schachbrette alles Weltgeschehens. Serbiens Schicksals¬ 
stunde hatte geschlagen. Ein konzentrischer Angriff sollte den Balkanstaat, von 
dem der Krieg seinen Ausgang nahm, zu Fall bringen, um dem schwer bedrängten 
türkischen Bundesgenossen die unmittelbare Hilfe seiner Verbündeten zu sichern. 
Englands und Frankreichs Dardanellenarmee war durch die drohende Gefahr 
eines serbischen Zusammenbruches aufs höchste gefährdet. Eine Hilfsaktion seitens 
des Ententegenossen aus der Apenninenhalbinsel war zur unumgänglichen Notwen¬ 
digkeit geworden. 
Auf Italien aber lastete der Alpdruck eigener schwerer Sorgen. Das Drängen 
der Politiker, die so viele Eide geleistet, wird immer ungestümer. Das Volk, 
des müßigen Schwatzes müde, verlangt nach Taten. Eine Frist ist gesetzt: der 
1. Dezember, der Einberufungstag für das Parlament. Den Beschwörungen der 
ins Hauptquartier nach Udine reifenden Politiker gibt endlich Cwdorna nach. 
Selbst unbefriedigt von dem kläglichen Endergebnisse des zweiten Waffenganges 
Juli-August, der nur wenige hundert Schritte Karstbodens einbrachte, gedachte 
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