Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

nahmen den zwanzigtägigen Vorsichtsvorrat aus, für dessen Bereitstellung der 
unermüdliche Regimentsproviantoffizier Oblt. Brey sorgte. Die auf den Fischkopf 
führende Seilschwebebahn wurde am 3. Dezember in Betrieb gesetzt. 
Der Alltag des Stellungskrieges mit all seinen hundertfältigen Kleinlichkeiten 
war in die Bergfront eingezogen: Feldwachen, Patrouillen, Probealarme, Arbeits¬ 
einteilung, Visitieren, Rapporte, Listen, Verzeichnisse, Berichte, Skizzen, Brief¬ 
zensur, Inspizierungen, notwendige, wenn auch wenig beliebte Disziplinier¬ 
übungen ... 
8.12. Am Spätnachmittage des 8. Dezember wurde die Verlegung der 2. Komp., 
Oblt. Klug, und der 12. Komp., die seit 29. November Hptm. Makowski befehligte, 
nach Raibl vollzogen. Den Abschnitt der 12. Komp, übernahmen zwei Züge der 
9. Komp, unter Kommando des Lt. i. d. R. Schwendenwein; je ein Zug der 
11. Komp, gelangte als Reserve an Stelle der 2. Komp, in die Stellung Fisch¬ 
bachalm und auf den Fischkops. 
18.12. Noch eines Patrouillenganges ist zu gedenken. Zwei Zugskommandanten der 
10. Komp. — LstFch. Kienzl und KadAsp. Zejda — schmiedeten den Plan zu einer 
Patrouillenunternehmung, deren Ausführung gewährt wurde. Mit zwanzig 
erprobten Männern der 10. Komp, durchschritten Kienzl und Zejda im Morgen¬ 
dunkel des 10. Dezember die eigene Hinderniszone, stiegen ins Seebachtal hinab 
und schlichen sich im beginnenden Morgengrauen an die Feindstellungen heran. 
Etwa in der Mitte zwischen dem trockenen Bärenbachbette und den feindlichen 
Stellungen legte sich KadAsp. Zejda in einem Jungwäldchen am Cregnedulfuße auf 
die Lauer. Mittlerweile wär Fch. Kienzl daran» den Feind zum Verlassen seiner 
Stellungen zu reizen. 
„Die Sache klappte anfangs vorzüglich", berichtet Fch. Kienzl. „Im Einzelgewehrfeuer 
der Italiener sprangen meine Leute prachtvoll, das heißt .kopflos' wie die Hafen — nach 
allen Windrichtungen zerstreut — so lange und so .ungeschickt' herum, bis der Köder 
wirkte und tatsächlich eine feindliche Truppe .unbemerkt' (wie sie wohl glaubte) ihre Stel¬ 
lung verließ, um auf die „dummen Austriaci" Jagd zu machen. Diese begannen nun, langsam 
nach rückwärts abzubröckeln. Der Feind folgte. Klopfenden Herzens ersehnten wir den Augen¬ 
blick, in dem Zejda würde eingreifen können und wir die Italiener fassen sollten — da 
blieben diese auf einer Bodenwelle liegen, verfolgten uns nur mehr mit Feuer und waren 
trotz aller Versuche nicht mehr zu bewegen, noch weiter vorzugehen. Die Absicht, Gefangene 
zu machen, war also wieder einmal kläglich mißlungen, so daß ich mich zum Heimweg ent¬ 
schließen mußte. Beim überschreiten des Bärenbachbettes bemerkte ich nun einen aus dem 
groben Geröll bis über den halben Unterschenkel hervorstehenden, beschuhten menschlichen 
Fuß. Hier mußte verschüttet ein Toter liegen! Ich signalisierte Zejda herbei. Wir sicherten 
uns nach allen Richtungen und begannen, das schwere Wildbachgeröll wegzuräumen. Und da 
kam — am Tage genau sechs Wochen nach seinem letzten Gefechte — die Leiche Glückmanns 
zum Vorschein! Er war — eine Folge des inzwischen stattgefundenen Schneefalles — voll¬ 
kommen frisch erhalten, hatte einen schweren Kopfschuß, der oberhalb des Auges ein- und am 
tiefen Hinterhaupte ausgetreten war, und trug weder Bluse noch Ledergamaschen, noch die 
Armbanduhr: die Italiener hatten ihn damals ausgeraubt! Der Heimtransport des schweren 
Leichnams — anfänglich noch im feindlichen Infanteriefeuer — stellte hohe Anforderungen an 
die ermüdete Mannschaft, die nun, wenn schon keinen Gefangenen, so doch den vermißten 
Kameraden zurückbrachte. In derselben Nacht wurden wir überraschenderweise abgelöst, und 
am nächsten Tage gaben wir Glückmann das letzte Geleite auf den Heldenfriedhof in Raibl." 
Die Scheidestunde war tatsächlich gekommen. Zuvor seien noch jene Offiziere 
erwähnt, denen außer den bereits Genannten Auszeichnungen zuteil wurden. Es 
erhielten: Das MVK. 3. Kl. Hptm. Moll für feine hervorragenden Leistungen als 
Regimentsadjutant feit Ende Juli, die immer dem Wöhle des Regimentes und 
dessen abgetrennter Teile galten, für fein initiativ-energisches Handeln in fchwie- 
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