Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Hochwaldes verliert, der die Almböden der Unteren Cregnedulalpe südwärts 
umsäumt. Hier führt aus dem oberen Seebachtale über die Reichsgrenze der Weg 
über den Sattel von Nevea (1195 m), geschützt durch ein Sperrfort, ins welsche 
Raeeolanatal. Nördlich der in Friedenszeiten gesuchten Weideplätze der Oberen 
Cregnedulalpe schwingt sich das Felsriff des Cregnedul zu 2308 Metern empor, 
seine breit ausladende Ostflanke drohend der 800 Meter tiefer liegenden Fisch¬ 
bachalm zugekehrt. Dazwischen furcht der entlang der Reichsgrenze ziehende Bären¬ 
lahngraben eine scharfe, natürliche Scheidelinie zwischen hüben und drüben. Zwischen 
Geröllhalden zieht sie auf 2122 Meter hinan zur Bärenlahnscharte, dem klassischen 
Übergänge aus dem Raibler Seetal in das Seisteratal. Bon ihr führen Viehsteige 
zur Traufwand und zur Findenegghütte (1854 m) in den nördlichsten Abschnitt des 
27er-Bereiches. Hier findet das Landschaftsbild, aufs höchste gesteigert, seinen herr¬ 
lichen Abschluß. Greifnahe türmen sich Kastreinfpitze, jenseits der Mosesscharte der 
Felsaltar des Wischbevges, Gamsmütter und weiter östlich der Höchste Weißen¬ 
bachturm im stolzen Bogen himmelan. 
In dieser herrlichen Umwelt fühlten sich die Söhne aus der grünen Mark von 
. der ersten Stunde an heimisch. 
Nun hieß es an die Arbeit gehen, denn der Stellungsbereich bedurfte, besonders 
nördlich des Seebachtales, weitestgehender Ausgestaltung. Das Regiment hatte es 
ja noch nie erlebt, in eine im großen und ganzen „fertige" Stellung einzurücken. 
Zudem war Eile geboten, denn der Winter lag nicht mehr fern. 
So griffen denn die 27er diesmal zu Axt und Säge, die ihnen unendlich näher¬ 
standen als die Steinbrechwerkzeuge. Holz gab es in Überfluß. Die kundigen 
Baumeister zimmerten in der nächsten Zeit Unterkunfts- und Depothütten in 
ansehnlicher Zahl und machten sich auch an die Ausgestaltung der Stellung. Gleich 
an den ersten nebelreichen, regnerischen Tagen herrschte Großbetrieb, vom Italiener 
ungestört gelassen. Erst am 11. Oktober meldete sich seine Artillerie. Es gab am 
Nachmittage einen Volltreffer in der Krummbachstellung bei der 2. Komp, mit dem 
ersten Toten und zwei Verwundeten. 
Vor dem Abschnitte der 92. ID. hatte der Feind einige im August und anfangs 
September besetzte Spitzen und Grate aus den Südwesthängen des benachbarten 
Wischberges geräumt, durch Schneestürme und die Kälte des strengen Vorwinters 
gezwungen, und war auf die Höhen an der Reichsgrenze zurückgegangen. Die 
eigenerfeits während der ersten Tage nach Beziehen der Stellung eingeleitete Nah¬ 
aufklärung konnte ähnliche Wahrnehmungen auch gegenüber der Belgierfront 
machen. Der Italiener hatte seine Tal- und Hangstellung längs des Bärenlahn¬ 
grabens aufgegeben und beschränkte sich vor allem auf das Festhalten zweier tal- 
beherrschender Hauptstützpunkte: der Italienischen Kanzel und des Cregnedul- 
kammes, den er auch mit Gebirgsgefchütz bewehrte. Wohl tauchte zeitweilig in der 
aufgelassenen Linie da und dort eine Feldwache aus, und Patrouillen streiften in 
der Talung, aber die geräumte Stellung wurde nicht mehr bezogen. 
Von den in der ersten Oktoberhälfte unsrerseits abgefertigten Patrouillen 
verdient die unter Führung des Zgf. Viktor Wilsch der 9. Komp, gestandene 
Erwähnung. Ihm gelang es, mit seinen zwei Begleitern die Steilhänge des 
Cregnedul hinanzuklettern und einen gelungenen Handgranatenüberfall auszu¬ 
führen, nachdem er zuvor persönlich den italienischen Beobachtungsposten überfallen 
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