Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Die Seebachtalstellung 
(6. bis 17. Oktober 1915) 
Skizze 62 
Südwärts von Tarvis öffnet sich die Talenge, in der die Schlitzn die Abflu߬ 
wasser des Raibler Sees dem Kanaltale zuführt. Entlang des rauschenden Wassers 
führt die Straße nach dem alten Bergbauorte Raibl und erklimmt in großen 
Serpentinen die Paßhöhe des Predils. Gegen den Raibler See mit seinem dem 
Nordende zu gelegenen winzigen, sagenumsponnenen Inselchen öffnet sich von der 
Reichsgrenze her das Seebachtal. Ein Sperrfort am Nordende des Sees und das 
Werk Predil — seit Kriegsbeginn begehrte Zielobjekte der italienischen Artillerie — 
sichern den Einbrauchsraum gegen Tarvis. 
Das künftige Stellungsgebiet der 27er umfaßte den Sperriegel beiderseits des 
Seebachtales: südlich 'bie Deutsche Kanzel, nördlich die Krummbachstellung, an die 
sich jenseits des Krummbaches, westwärts gestaffelt, die Fischbachstellung anschloß. 
Den nördlichen Ausläufer bildete die Feldwachengruppe vorwärts der Findenegg- 
hütte. Dreieinhalb Kilometer maß die Bergfront. 
Herzensfroh zogen die Steirersöhne in die urwaldhafte, selsumgürtete Legföhren¬ 
wildnis ein. Die bisherigen Verteidiger — das LstBaon. 150, eine Kompagnie des 
LstBaons. 161 in der Fischbachstellung, Teile des LstBesatzungsdetachements Raibl 
in der Stellung „Findenegghütte", das LstBaon. 40 in der zweiflügeligen Seebach¬ 
talsperre — waren, besonders das letzte Bataillon, nicht müßig gewesen und 
hatten stellenweise gut gebaut. 
6., 7. Das III. Baon. richtete sich mit seinen vier Kompagnien bis zum Abende des 
10. 6. Oktober in der nördlichen Stellungszone ein und erhielt die 1. MaKoMp. als 
Unterabschnittsreserve zugewiesen. Das halbe I. Baon. bezog in den ersten Morgen¬ 
stunden des 7. Krummbach- und Deutsche-Kanzel-Stellung. Eine Kompagnie des 
I. Baons. war Regimentsreserve beim Standorte des Regimentskommandos, eine 
Kompagnie verblieb vorläufig zur Verfügung des Kommandanten der 57. GbBrig., 
GM. Frh. v. Henneberg. Ihm unterstanden noch die beiden von je zwei Kompagnien 
des FIB. 20 bestrittenen Nachbarabschnitte der Deutschen-Kanzel-Stellung: die 
Stellung am Kleinen Schlichte! und der Unterabschnitt MoLenca planina, der die 
Verbindung zum Rombonmasfiv herstellte. 
Bor der 27er-Front entfaltete sich ein Panorama von wahrhaft herrlicher Pracht. 
Im Süden die langgezogenen, bastionartigen Grate der im ernsten Schweigen 
ragenden, wasserarmen und almlosen Confingruppe. Südwestwärts flutet an hellen 
Tagen Herbstsonnenschein über die Wände und Kare des Kaninreiches, aus dessen 
Hochplateaus verhältnismäßig niedrige Gipfel aufragen. Immer wieder lockt den 
Blick der bergfreudigen Steirer diese hoch emporragende, ungefüge gegliederte 
Felseninsel, deren schwere, erstarrte Masse mit ihrem weißen Firn und grauen 
Fels als riesenhafter Götterthron himmelan strebt. Tiefer senkt sich der Blick und 
erschaut in den Nordflanken die eigenartig geformten „Kanzeln", die diesseits der 
Firne und Hochkare den massigen Hochwall in einer mittleren Höhe von etwa zwei¬ 
tausend Metern begleiten. Gleich gepanzerten Sperrwerken stehen diese senkrecht 
talab stürzenden Felskanzeln als festgefügte Wächter der tiefen Breschen. Der 
Deutschen Kanzel gegenüber die Italienische Kanzel, in Händen des Feindes, 
dahinter die Kanzel des Mt. Poviz, dessen helles Novdkar sich im Dunkelgrün des 
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