Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

kurzer Feuerschlag der wachen Steirer. Die gespenstischen Schattenbilder sind im Nu 
verschwunden. 
Nun wird es auf dem linken Torpfeiler, dem Mt. Piper, lebendig. Eine stählerne 
Feuerbrause fällt hernieder auf die verlustgeschwächte Torwache. Und zu allem 
schicken die Dognakanoniere Stinkbomben heraus, deren Explosionsschwaden die 
meisten der noch Wehrfähigen betäuben, während sich das schwere Granatfeuer 
auf Basconstellung und Stützpunkt 1579 verschiebt. 
Plötzlich flammt heftiges Gewehrfeuer auf. Es kommt vom Zweispitz. Scharfe 
Handgranatenschläge, untermischt mit Schreien, dringen von der Gipfelhöhe. Und 
ehe man gewahr werden kann, was zu Häupten vorgeht, ehe man sich aus zer¬ 
schossenen Deckungen, aus Latschendickicht befreien kann, dringen Savoy-Alpini 
^aus rechter Flanke und im Rücken überfallartig herein. Ein kurzer, wütender 
Nahkampf. Die überlegene Zahl triumphiert. Das Schicksal des überlebenden Restes 
der Torwacht ist im rasenden Ablaufe des Geschehnisses besiegelt. 
Eine halbe Stunde später, um die vierte Nachmittagsstunde» hatte sich auch das 
Geschick der Zweispitzbesatzung erfüllt. Nur zwölf Jägern gelang die Rettung durch 
einen Sprung über eine Felswand. 
Von den 27ern kehrten sechs Mann auf die Strekiza zurück, mit allen Zeichen 
des schweren Kampfes, mit Stichwunden, im Nahkampfe geholt, die Gesichter 
rauchgeschwärzt, Erinnerungszeichen der welschen Stinkbomben. 
Zweispitz und Piperscharte waren endgültig verloren. Hilfe kam zu spät. 
Schmerzlich waren die Verluste. Hptm. Julius Steinmetz, einer der bewährtesten, 
kampferprobten Offiziere des Regimentes, mußte sich in sein Schicksal fügen. 
Gleich beim Einbrüche der Alpini stürzte sich eine stärkere Gruppe blitzartig aus 
ihn und brach jedweden Widerstand. Fch. i. d. R. Johann Unterberger, durch einen 
Bajonettstich schwer, Fch. i. d. R. Franz Sadovsky, an der Hand leichter verwundet, 
teilten mit ihrem Kommandanten das Los der Gefangenschaft. 68 Mann der 
1. MaKomp., zum größten Teile tot oder verwundet, waren die Verlustträger 
des Kampfes. 
Auch die X. MaKomp. des FFB. 9 hatte den Verlust von 1 Offizier, 4 Offiziers¬ 
aspiranten und 87 Mann zu beklagen. 
Der Erfolg der Italiener war in erster Linie ein Erfolg ihrer schweren Artillerie, 
die zu bekämpfen — mangels entsprechender Beobachtungsposten, infolge des 
dichten Nebels und wegen der frühzeitig außer Aktion getretenen telephonischen 
Verbindung mit dem Artilleriebeobachter auf dem östlichen Zweispitz — unmöglich 
war. So urteilte das 184. IBrigKmdo., dessen Bericht mit einem Werturteil über 
die beiden verlorengegangenen Posten schließt: „Der Besitz der Piperscharte bringt 
keinen besonderen Vorteil und der Zweispitz als Artilleriebeobachterposten hat 
keine besondere Wichtigkeit, da er keine Sicht in jenen Raum hat, in welchem sich 
die italienische Artillerie befindet, die übrigen Räume aber auch vom Steinernen 
Jäger eingesehen werden." 
Von einer Wiedergewinnung des östlichen Zweispitz und der Piperscharte wurde 
vorläufig abgesehen. 
Im amtlichen Cadornaberichte war zu lesen: „In Kärnten gelang es am 30. Juli, durch 
eine kühne Unternehmung den Feind aus den Schützengräben der Piperscharte und des östlichen 
Zweispitz zu werfen. Der glückliche Ausgang der Unternehmung, die den Führern wie den 
ausführenden Truppen alle Ehre macht, ist zu danken dem harmonischen und präzisen Zusam¬ 
menwirken der Hauptangriffskolonne von Granuda über die Hänge des Zweispitz gegen die 
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