Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Herzog-Eugen-Straße ausgebaut1, führt über den Vrsiafattel und Mojstrovkapaß 
hinunter ins Trenta- und Socatal (oberer Ifonzo). 27er sollten diesen Weg ein¬ 
schlagen, den seit vielen Jahrhunderten die Trentaner gezogen waren, wenn sie 
nach Kronau herauskamen, um die Erzeugnisse ihrer ärmlichen Schaf- und Ziegen¬ 
wirtschaft gegen Getreide und Mehl einzutauschen. 
Den von Kronau kommenden Steirern öffnete sich ein Talbild von echt julischer 
Pracht. Vorbei am Kronauer Stausee, in dessen grünen Wassern sich die glanzvolle 
Nordfassade mächtiger Gipfelbauten der Jütischen Alpen spiegelt. Dieser Talschluß 
der Großen Pisenca fesselt auch die gipfelfreudigen Steirersöhne. Zur Linken hebt 
der Razor sein vornehm-schönes Haupt, ihm zur Seite ragen die massengewaltigen 
Riesengestalten des Prifang und seiner Grattürme himmelan. 
Westwärts wendet sich der Weg, verläßt das Tal und steigt zum VrZicsattel 
empor, zur Voßhütte. Wie ein schwerer Alpdruck lastet die schier erdrückende starre 
Größe des Prifang auf den Rastenden. Sie blickten hinüber zu den mächtigen 
Flanken seiner steil emporstürmenden, reich gegliederten Nordost- und Nordwest¬ 
mauern. Ihr ädlerscharfes Auge blickt in wilde Steilschluchten, um die sich eine 
Welt von Türmen, Zinnen und Erkern aufbaut, erspäht das große, berühmte Grat- 
fenster des Prifang, ruht am Wasserfall, der aus dem Felspanzer stürzt. 
Bald.ist die Paßhöhe an der krainisch-kllstenländischen Grenze gewonnen. Noch 
näher sind die 27er an die Prisanglandschaft herangerückt, an die krummholz¬ 
bestandenen, dunklen Sockel, welche die Breitseiten des Prisangmassivs umsäumen, 
an den Riesenstrom weißen Schuttes von Jahrhunderten. 
Umschlossen von dieser Wunderwelt himmelanstrebender Wände, richtete sich die 
4. MaKomp., Lt. v. Mirkovie (Zugskommandanten Lt. i. d. R. Schleich und Zucker, 
LstFch. Stingl, Kad. i. d. R. Opatrny), beiderseits der Paßhöhe des Mojstrovka 
(1611 m) mit ihren 213 Mann ein. Außerdem waren noch zwei Züge (2 Offiziere 
und 40 Mann) der 6. Komp, des Kärntner FrwSchR. 1 sowie zwei Geschütze der 
LstBt. 34 verfügbar. 
Die drahtbewehrte Verteidigungsstellung lehnte sich westlich an den Osthang des 
Mojstrovka (2332 in), zu dessen Felsgipfel ein steiler Steig hinaufführte, überquerte 
die Paßhöhe und mündete im südostwärts gerichteten Verlause bei Kote 1724 in der 
Westflanke des Prisangmassivs. Je zwei 27er-Züge bestritten die beiden Flügel¬ 
abschnitte, zwischen ihnen eingebettet die Iungschützen, in deren Abschnitt auch die 
beiden Geschütze standen. 
Die ganze Verteidigungsaufstellung war als Rückhalt der kordonartigen Abwehr¬ 
front gedacht, die sich südöstlich des Flitfcher Beckens vom Ifonzo über die Alpe 
Golobar Pl. (1254 in) hinter dem Vrsiö-Vrata-Rücken in das Krngebiet zog und 
bei Kriegsbeginn von vier Kompagnien des V./bh. 4 Baons. und zwei Grenz¬ 
jägerkompagnien bestritten wurde. Die Mojstrovkastellung lag also weitab. 
Die Hoffnungen der 27er, mit dem Italiener hier die Klingen zu kreuzen, 
erfüllten sich nicht. Der kurze Ausflug auf den Mojstrovkapaß war immerhin eine 
gute Vorschule für kommende Zeiten. Am Nachmittage des 27. Mai zogen sie ab, 
nahmen Abschied von den ostjulischen Zyklopenburgen. Entlang der rauschenden 
PiSenca ging es den Weg der alten Trentaner zurück nach Kronau, von wo sie 
die Bahn in kurzer Fahrt nach Tarvis entführte. 
1 Die Straße wurde am 26. September 1915 eröffnet. 
403
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.