Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

dessen hochauflodernde Flammen die 8er-Alpini vom Mittagskofel blickten, den 
herrlichen Abend. Frische Soldatenlieder aus steirischen Kehlen klangen in die 
Mainacht. 
Pfingstsonntag war angebrochen — der 23. Mai, der Tag der italienischen 23.5. 
Kriegserklärung. Der nachmittags zu Tal nach Malborgeth abgestiegene Bataillons¬ 
arzt Dr. Byloff brachte die frohe Pfingstbotschaft auf die Strekiza, wohin die Kunde 
noch nicht gedrungen. Eine telephonische Anfrage bestätigte die Nachricht. 
Leben und gesteigerte Bewegung kam in die Strekizabesatzung. Einige vor der 
eigenen, verdrahteten Stellung liegende Hütten wurden eilends abgerissen, Feld¬ 
wachen und Posten verstärkt. Man war ja durch höhere Weisung festgenagelt. Und 
wie leicht hätte man sich durch raschen Zugriff der hohen Aussichtswarte gegenüber, 
des großen Mittagskofels, bemächtigen können! Eine Zeit der „versäumten Gelegen¬ 
heiten"! 
Der Italiener rührte sich nicht. Sollte er noch nichts vom Kriegsausbrüche wissen? 
Ein dröhnender Kanonenschuß soll der Weckruf sein. Mjr. Novak läßt die belgische 
15-civ-Haubitzbatterie, bei Maubeuge erbeutet, ins Feuer setzen. 
Der Bergfriede ist dahin. Der Donner der Geschütze bricht sich hundertfach an den 
Steilwänden der steinernen hochragenden Bastionen. 
Die belgische Batterie erzielt einen Volltreffer in einer Unterkunftsbaracke von 
Implanz im Dognatale. Wie man später erfuhr, waren zwanzig Italiener die Opfer 
dieser Erstbeschießung. 
Den in die Piperscharte detachierten Zug des Kad. i. d. R. Marciuk der 24.5. 
3. MaKomp. läßt der Italiener am folgenden Tage nicht zur Ruhe kommen. Vom 
Mt. Piper und Zweispitz streut er beständig in die Tiefe. Der Abschnittskommandant, 
Mjr. Novak, erkennt die gefährliche, ausgesetzte Lage des Zuges und läßt ihm den 
Befehl zukommen, sich solange als möglich zu halten, einem übermächtigen Anfalle 
des Feindes aber sich durch rechtzeitigen Abzug zu entziehen. 
Auf dem benachbarten Schwarzenberg konnte schon um 7.37 Uhr vormittags eine 
italienische Signalpatrouille gesichtet werden. Dieser unerwünschte Besuch zwang zu 
Sicherungsmaßnahmen. Ein Zug 27er wurde zur Rückensicherung detachiert und 
die belgische Batterie angewiesen, ihre mit Feuerwaffen bewehrten Leute gegen 
Patrouillenvorstöße bereit zu halten. Am Nachmittage vertrieb sie mit einigen 
Granaten eine Feinüpatrouille vom Großen Mittagskosel. 
Auch am 25. Mai wird der Piperfchartenzug stark bedrängt, so daß Mjr. Novak 25.5. 
um 6 Uhr nachmittags einen weiteren Zug der 3. MaKomp. in die Schartenstellung 
verlegt. Von diesem Tage an war das Schicksal der Piperscharte sonach einer 
Halbkompagnie anvertraut. Hptm. Zamolo übernahm das Kommando über die 
halbe 3. Komp, in der Scharte. 
Die Lage auf dem der Pforte benachbarten Westpfeiler, dem Zweispitz, hatte sich 
gebessert. Erfreulicherweise hatte hier Unternehmungslust sofort nach Bekannt¬ 
werden der Kriegserklärung, am Abende des 23. Mai, einen Erfolg gezeitigt. Der 
vorausblickende Kommandant der X. MaKomp. des FIB. 9, Hptm. Spindler, der 
mit seinen Jägern und Kärntner Freiwilligen Schützen die nach West gerichtete 
Höhenstellung westlich des Palugagrabens verteidigte — sie zog sich vom Schieber¬ 
riegl (1454) südwärts über Bascon (1179) hinunter ins Fellatal —, betraute einen 
Jägerzug mit der Aufgabe, den doppelt gezackten Zweispitzgipfel in die Hand zu 
nehmen. Tatsächlich gelang es den braven 9er-Iägern, den Ostgipfel (2004) kampflos 
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