Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Russische Funksprüche und sonstige Nachrichten gaben zu der richtigen Vermutung 
Anlaß, daß General Letschitzki den Rückzug seiner Mitte in einer Zwischenstellung 
Ottynia—Kulaczkowce—Sniatyn zu kecken gedachte, während sich sein XI. Korps 
bei Stanislau und Halicz des rechten Flügels der Südarmee zu erwehren hatte. 
In der Tat sah sich die 7. Armee am 8. Juni bald dieser Zwischenstellung gegen¬ 
über. Am Morgen dieses Tages kam die ganze Pruthfront in Bewegung. 
8.6. Auch das Regiment ließ den Pruth, um den es so heiß und heldenhaft gekämpft, 
hinter sich. Gegen 8 Uhr morgens übersetzte es auf den von den Pionieren in 
aller Eile instand gesetzten Brücken südöstlich von Ttumaezyk den Fluß, schritt längs 
der von den Russen gründlich zerstörten Bahnlinie ostwärts gegen Mariahilf aus 
und erreichte bei sengender Hitze um 4 Uhr nachmittags Kamionka Ml., von wo 
es nach zweistündiger Rast in einer Bereitschaftsstellung weiter ostwärts gegen 
Gody—Dobrowödka ausholte. Hier sollten sich die stark zersplitterten Teile des 
III. Korps sammeln, um endlich Ordnung in die durcheinandergewürfelten Ver¬ 
bände zu bringen. Eben im Begriffe, auf dem Lagerplatze bei Gody sich zu lang 
ersehnter Nachtruhe niederzulassen, ließ ein abändernder Befehl des 15. IDKmdos. 
das Freilager mit Kantonnements in Gody eintauschen. Aber schon nach 8 Uhr 
abends scheuchte eine neue Weisung die drei Bataillone des Regimentes — auch 
das IV. Baon. hatte Anschluß gefunden — aus seinen kaum bezogenen Quartieren 
auf. Nervosität der Führung, gesteigert durch die Ungeklärtheit der Feindlage, 
ließ auch hier die schlafmüde Truppe nicht zur Ruhe kommen. Zum Glücke klappte 
dank der umsichtigen Fürsorge des unermüdlichen ProvOffz., Oblt. Brey, die Fahr¬ 
küchenverpflegung. Mit befriedigtem Magen verließ das Regiment noch um 9 Uhr 
abends das befehlsschwüle Gody, um als Reserve der 15. ID. am Südrande der 
zwischen Gody—Dobrowödka und Kamionka Wk. durchziehenden Waldzone beider¬ 
seits der Straße auf versumpftem Wiesengrunde die kalte Sternennacht zu ver¬ 
bringen. Bon Kamionka Wk.—Fatowce schlägt Gewehrfeuer herüber, das bald 
verstummt. Mitternachts kommen die Fahrküchen angefahren und speitden will¬ 
kommenen heißen Trank. 
9.6. Um 2.30 Uhr früh des 9. Juni ging es vorwärts, über den Russen herrschte der 
Eindruck vor, daß er mit seinem Gros an den Dniester abgezogen sei und seine 
Nachhuten vorwärts Kamionka Wk.—Fatowce—Turka stünden. War der 22. LID. 
der Fahrweg Piadyki (nördlich von Kolomea)—Turka—Dsurküw als Leitlinie 
zugewiesen, sollte die 15. ID. über Kamionka Wk. angreifen. Das Regiment als 
Divisionsreserve gewann nach mühseliger Durchstreifung des Waldgebietes in auf¬ 
gelöster Gefechtsformation Kamionka Wk. um 4 Uhr früh. Der Russe war unter 
dem Schutze der Nacht bereits abgezogen. 
Das Regiment hält bei den Fahrküchen Frühstücksrast. Bon Obertyn schallt 
Kanonendonner herüber. 
Mündliche Weisungen des Generalstabschess der 15. ID., Obstlt. Podhajfky, 
lassen ein Ausgreifen der Armee nach Osten erkennen. Das III. Korps sollte bis 
Horodenka, das Korps Ost bis Tyszkowce, das XIII. Korps bis Czortowiec gelangen. 
Kurz nach 7 Uhr setzte sich die lange Kolonne von Kamionka Wk. gegen 
DLurköw in Bewegung, das Regiment nunmehr als Vorhut mit Artillerie voran, 
gefolgt von der in zwei Teilen marschierenden Haupttruppe (GM. Haustein mit 
I und 11/47,111/87, II/LJR. 27, III/LIR. 5 und Artillerie: Obst. Leide mit den IR. 60.66, 
Gendarmeriebaon. 3 und Artillerie). Das IR. 78 schützte den Marsch nach Ost in 
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