Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Die Gruppe des Lt. i. d. R. Stampsel — es sind ihrer auch nur mehr vierzig 
Mann — stellt, am 14. Mai morgens am Pruth angelangt, die Besatzung des 
Brückenkopfes von KniaLdwör. Am Abende geht die Brücke in Flammen auf. Die 
Gruppe gräbt sich südlich ein. Am 20. und 21. ist sie Reserve nächst Kirche Kujdanee, 
am 22. abends findet sie heim zum Regimente im Brückenköpfe von Kolomea. 
Erfaßt von der Wirrsalswoge, war auch die tapfere „dritte" in den Rückzugs¬ 
trubel der hinter den Pruth rllckströmenden Armeefront geraten. Am wenig glück¬ 
haften „dreizehnten" öffnete schimpflicher Treubruch dem Feinde das Tor, durch 
das feine Kosaken ritten. Der 27er hingebungsvoller, zäher, opfertreuer Abwehr¬ 
wille bewährt sich aufs neue, wie zur gleichen Stunde bei Turka. 
Wie auf der kampfumbrauften Höhe vorwärts Turka Kämpfen in 2ukoein, im 
niedersinkenden Abend, im Widerscheine lodernder Brandfackeln die 27er — als 
die letzten Streiter. 
Der Abwehrsieg bei Kolomea am 14 Mai 1915 
Skizze 44 
Das Armeekommando hatte am 13. Mai die Ereignisse bei der Gruppe Krautwald 
im Hauptquartier Kolomea aus allernächster Nähe miterlebt. Die Eindrücke der 
Kampfkrise und die Sorge vor einer weiteren Wirkung der russischen Übermacht 
waren jedenfalls sehr stark. Aber die tatkräftige Führernatur Pflanzers behielt die 
Oberhand, zumal als die Besetzung der neuen Stellungen durch Mitte und West- 
flügel reibungslos verlaufen war. Auch das Ausschreiten der ganzen Südarmee 
des G. d. I. v. Linsingen hatte das Seinige dazu getan, daß der Armeeführer noch 
am 13. abends den Entschluß faßte, nicht nur auszuharren, sondern ehestens wieder 
selbst zur Offensive überzugehen. 
Der breit ausladende, tief gestaffelte Stoßkeil des XXXIll. Russenkorps hatte 
bis zur Abenddämmerung des 13. Mai Krautwalds Streiter an den Pruth zurück- 
14.5. geworfen, wo sich diese bis zum grauenden Morgen des 14. Mai mit der Haupt- 
kraft in dem von Pflanzer-Baltin vorbereiteten Brückenköpfe von Kolomea fest¬ 
setzten. Der Armeeführer konnte nun nicht umhin, auch die Gruppen FML. Czibulka 
und G. d. I. Rhemen hinter den Pruth und in den Raum südlich von Nadwörna 
zurückzunehmen 
Der wuchtende Russenangriff hatte am Vorabende, bei beginnendem Abfließen 
der Eigenfront, haltgemacht. Die russische Führung blieb ihrer methodischen Devise 
„Zug um Zug" treu. Ein Fortsetzen des mächtigen Stoßes hätte uns vernichten 
können. So vermochten die hart mitgenommenen Truppen mit ihren zum Teil 
stark gelockerten Verbänden, vom Feinde ziemlich unbelästigt, die Pruthlinie zu 
erreichen. Ununterbrochene Rückbewegung der pruthwärts ziehenden Kolonnen, Ver- 
detachement soeben eingetroffen war — eine kolossale, martialische Erscheinung. Ich ließ ihn 
im Wirtshaus bewirten. Er nahm jedoch, was er bekam, und verteilte es unter die Leute 
seines Detachements, mit der Begründung, daß sie auch noch nichts gegessen hätten und daß 
er der letzte sein werde, der sich stärken würde. Zuerst kämen seine Leute daran. Darauf 
ließ ich die Leute durch den Wirt ordentlich verpflegen. Maier erhielt von mir den Auftrag, 
im Rückzüge die Verbindung mit der 22. LID. aufrecht zu erhalten. Im Laufe der Nacht ist 
Maier mit dem Gegner zusammengestoßen und hat seine Aufgabe glänzend gelöst. Ich habe ihn 
für die goldene Medaille eingegeben." (Eine Verleihung der goldenen TM. unterblieb jedoch.) 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, II., 398, 399. 
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